Schöneberg. Lange wurde darüber diskutiert, ob die Bibliotheksstandorte in der Hauptstraße 40 und in der Pallasstraße im ehemaligen Hertie-Kaufhaus am Kaiser-Wilhelm-Platz zusammengeführt werden könnten. Diese Pläne sind nun vorerst vom Tisch.
Der Investor des Grundstücks habe "relativ unmissverständlich erklärt, dass er an einer Vermietung an uns kein Interesse mehr hat", sagt die für Kultur und Bildung zuständige Stadträtin Jutta Kaddatz (CDU). Auf einmal seien Konditionen genannt worden, von denen bisher keine Rede gewesen sei. "Wir haben die Berechnungen in unserem Bibliothekenkonzept inzwischen dahingehend verändert, dass der Umzug in das ehemalige Kaufhaus vorerst keine Option mehr ist", so Kaddatz. Ihr Amtsvorgänger Dieter Hapel (CDU) hatte 2011 vorgeschlagen, dass die Mittelpunktbibliothek am Stadtbad und die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in der Pallasstraße an einem neuen Standort zusammengeführt werden könnten. Die Räumlichkeiten am Kaiser-Wilhelm-Platz wurden gelobt, weil sie großzügig und flexibel auf die Bedürfnisse einer modernen Bibliothek zugeschnitten werden könnten und zudem zentral im Kiez liegen. "Ich sehe im Moment keinen Umzug", stellt Kaddatz inzwischen ernüchtert fest.Bereits seit einiger Zeit arbeitet die Verwaltung an einem Konzept zur Zukunft der Bibliotheken im Bezirk, das eigentlich im Juni schon hätte vorgelegt werden sollen, nun aber erst ab der zweiten Oktoberhälfte im Bezirksamt diskutiert wird. Die Fraktionen von SPD und Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) haben diese Verspätung in der vergangenen Sitzung "missbilligt" und forderten eine Erklärung von Kaddatz. Die begründet die Verspätung mit dem kurzfristigen Wegfall der Umzugsoption.
Wenn das Konzept am Ende des Jahres diskutiert wird, soll dies in zwei Stufen passieren. "Wir müssen uns im ersten Schritt anschauen, was wir haben, um erst dann über Visionen für die Zukunft zu sprechen", sagt die Stadträtin. Klar sei bisher nur "dass es nicht so bleiben kann, wie es jetzt ist". Die Bibliothek in der Hauptstraße müsste dringend modernisiert und erweitert werden. Ob das baulich möglich ist, ist fraglich. Außerdem muss die Planung die immer problematischere Personalsituation berücksichtigen. "Wir müssen sehen, ob wir künftig alle Standorte halten können."
Ralf Liptau / flip
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