Udo Arnold restauriert und fertigt Bilderrahmen
Arnold restauriert nämlich nicht nur Bilderrahmen, er fertigt sie auch selbst an, nach eigenen Entwürfen und komplett von Hand. An elektrischen Maschinen verwendet er nur die Band- und die Kreissäge sowie die Fräse. Die Bohrmaschine setzt er für spezielle Oberflächen oder Strukturen ein.In einem Regal in seinem Atelier in der Eisenacher Straße 2 sind 172 Hobel aufgereiht. Die benötigten Profileisen hat der Rahmenkünstler selbst hergestellt. Unmengen von Töpfen und Tiegeln, Pinseln, Schnitzmessern und Tinkturen umgeben seine Werkbank. Hier erweckt Arnold alte Bilderrahmen zu neuem Leben, hier schafft er seine eigenen Kreationen. Alle sind Unikate. Am liebsten verwendet Udo Arnold Fichte, Eiche und Pappel, Ebenholz, Palisander, Esche, Nussbaum und Kirsche.
Ursprünglich hat Udo Arnold Dreher gelernt. Doch bald fand er zum lebendigen Werkstoff Holz. Wie man es bearbeitet, hat sich der im Wendland Geborene selbst beigebracht. "Angefangen hat es mit einem Holzscheit und einem Küchenmesser", erinnert sich Arnold. Das kunsthistorische Wissen eignete er sich durch Fachbücher und Museumsbesuche an. Seine Begabung wurde entdeckt. Ein Privatmann gab dem damals 24-Jährigen den Auftrag, sein Haus innen auszubauen, mit Wandvertäfelungen, Kassettendecke, Sitzbank, Tisch, Fenstereinfassungen und vielem mehr.
Schließlich wandte er sich zunächst der Restaurierung historischer Möbel, etwa von Friedrich Gilly und Karl Friedrich Schinkel, zu und später den Bilderrahmen. Sein Wissen und seine Fertigkeiten auf diesem Gebiet vervollkommnete Udo Arnold beim renommierten Berliner Restaurator und Vergolder Olaf Lemke, der nur ein paar Häuser weiter agiert. Es folgte ein sechsjähriger Kunststudienaufenthalt in Italien.
Seit Udo Arnold 1999 nach Berlin zurückgekehrt ist, hat er für viele bedeutende Museen und Sammlungen im Inland, im europäischen Ausland und in Übersee Bilder berühmter Maler gerahmt: in Deutschland für die Sammlungen Berggruen, Pietzsch und Würth, Werke von Brueghel, Dürer und Picasso, um nur die bekanntesten zu nennen.
Mit der Gegenwart hadert Udo Arnold ein wenig. "Es gibt keine Kunstepoche, die so schlecht gerahmt hat, wie die unsere", kritisiert er. Tatsächlich verzichten Maler heutzutage oft völlig auf eine Rahmung und vergessen dabei vielleicht, dass Wärme und Feuchtigkeit die Verdrehung und Verformung der Leinwand und anderer Bildträger verursachen können.
Es mag also sein, dass Vincent van Goghs Auffassung erneut auflebt, wonach ein ungerahmtes Bild ein Bild "im Rohzustand" sei. Oder die Künstler halten es mit Edgar Degas, dem Maler des Pariser Nachtlebens und der Frauen bei der Toilette, der seine Bilder nur mit den von ihm entworfenen Rahmen verkaufte. Vielleicht kehren sie sogar zum barocken Zeitalter zurück, als die aufwendigsten Rahmen von immensen Dimensionen entstanden, auch was die Kosten angeht. Udo Arnold weiß von Sandro Boticellis Rundbild "Mutter und Kind" in den Uffizien von Florenz, dass das Gemälde 28 Golddukaten kostete, damals ein Vermögen - der Rahmen aber 36 Golddukaten.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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