Vivantes verkauft Wohneinrichtung für psychisch Kranke

Das Klinikunternehmen Vivantes will das Wohnhaus an der Dominicusstraße verkaufen. | Foto: Liptau
  • Das Klinikunternehmen Vivantes will das Wohnhaus an der Dominicusstraße verkaufen.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Schöneberg. Die Angst sitzt tief in der Dominicusstraße 5-9. Die 40 psychisch erkrankten Menschen, die hier in Wohngemeinschaften leben und betreut werden, könnten bald auf der Straße sitzen. Das landeseigene Klinikunternehmen Vivantes will das Haus verkaufen.

Je länger Bernd Gander im Gespräch über die Hintergründe seines aktuellen Problems berichtet, desto aufgeregter wird seine Stimmte, desto deutlicher seine Wortwahl. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Pinel GmbH, die das Haus in der Dominicusstraße betreibt, ist sauer - und er will kämpfen. "Dafür werden wir den Verkauf öffentlich zu dem Skandal machen, der er ist."

Gander hätte das 50er-Jahre Haus schräg gegenüber vom Rathaus Schöneberg mit der Pinel GmbH gern selbst gekauft, um es weiter als Wohneinrichtung betreiben zu können. Als im vergangenen Mai das öffentliche Bieterverfahren gestartet ist, habe Pinel zunächst das Mindestgebot von 1,6 Millionen gemacht. Als langsam andere Bieter auf den Plan traten, sei das gemeinnützige Unternehmen mitgezogen - bis zum aktuellen Höchstgebot von 2,5 Millionen Euro.

Vor allem die notwendige Sanierung nach dem Kauf hätte wohl über Lottomittel finanziert werden sollen. Im Januar dann die ernüchternde Nachricht: Pinel hat im - inzwischen abgeschlossenen - Bieterverfahren keinen Zuschlag bekommen. Das Haus soll an eine buddhistische Stiftung verkauft werden, so hat es inzwischen auch der Aufsichtsrat von Vivantes bestätigt.

Das landeseigene Unternehmen sieht sich in der Frage des Verkaufs in einer Zwickmühle: "Wir müssen uns für das wirtschaftlichste Konzept entscheiden", erklärt Pressesprecherin Kristina Tschenett. Zudem stellt sie klar, dass ein möglichst gewinnbringender Verkauf einzelner betriebseigener Liegenschaften von der Landespolitik explizit vorgesehen sei. "Bei der Gründung wurde Vivantes nicht nur mit Kapital, sondern auch Sachvermögen wie beispielsweise Immobilien ausgestattet, mit dem Ziel, diese sukzessive zu veräußern, um die Eigenkapitalposition zu stärken." Vivantes hatte das Haus an der Dominicusstraße damals für den Preis von einer symbolischen Mark bekommen.

Die Pinel gGmbH will jetzt von mehreren Seiten Druck machen. Sie könne nachweisen, dass nach Ende des Verfahrens Ende August vergangenen Jahres noch Gespräche mit Bietern geführt worden seien, ohne dass es eine offizielle Fristverlängerung gegeben hätte. "Das ist rechtswidrig", ist Gander überzeugt und fordert deshalb ein neues Verfahren. Zudem hofft er auf die Politik: Das Abgeordnetenhaus hat erst im vergangenen Jahr beschlossen, dass landeseigene Liegenschaften nicht zwangsläufig an den Meistbietenden verkauft werden sollten, sondern auch soziale Belange berücksichtigt werden müssten.

Der Verkauf wird in den kommenden Wochen im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses Thema sein. Die Unterstützung der Bezirkspolitiker hat die Pinel GmbH indes schon: Die Bezirksverordnetenversammlung hat Senat und Vivantes mit einem einstimmigen Beschluss dazu aufgefordert, das Bieterverfahren nochmals zu prüfen und warnt das Land davor, ein "Negativbeispiel" zu setzen.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.777× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.117× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.731× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.642× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.