Vivantes verkauft Wohneinrichtung für psychisch Kranke
Je länger Bernd Gander im Gespräch über die Hintergründe seines aktuellen Problems berichtet, desto aufgeregter wird seine Stimmte, desto deutlicher seine Wortwahl. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Pinel GmbH, die das Haus in der Dominicusstraße betreibt, ist sauer - und er will kämpfen. "Dafür werden wir den Verkauf öffentlich zu dem Skandal machen, der er ist."
Gander hätte das 50er-Jahre Haus schräg gegenüber vom Rathaus Schöneberg mit der Pinel GmbH gern selbst gekauft, um es weiter als Wohneinrichtung betreiben zu können. Als im vergangenen Mai das öffentliche Bieterverfahren gestartet ist, habe Pinel zunächst das Mindestgebot von 1,6 Millionen gemacht. Als langsam andere Bieter auf den Plan traten, sei das gemeinnützige Unternehmen mitgezogen - bis zum aktuellen Höchstgebot von 2,5 Millionen Euro.
Vor allem die notwendige Sanierung nach dem Kauf hätte wohl über Lottomittel finanziert werden sollen. Im Januar dann die ernüchternde Nachricht: Pinel hat im - inzwischen abgeschlossenen - Bieterverfahren keinen Zuschlag bekommen. Das Haus soll an eine buddhistische Stiftung verkauft werden, so hat es inzwischen auch der Aufsichtsrat von Vivantes bestätigt.
Das landeseigene Unternehmen sieht sich in der Frage des Verkaufs in einer Zwickmühle: "Wir müssen uns für das wirtschaftlichste Konzept entscheiden", erklärt Pressesprecherin Kristina Tschenett. Zudem stellt sie klar, dass ein möglichst gewinnbringender Verkauf einzelner betriebseigener Liegenschaften von der Landespolitik explizit vorgesehen sei. "Bei der Gründung wurde Vivantes nicht nur mit Kapital, sondern auch Sachvermögen wie beispielsweise Immobilien ausgestattet, mit dem Ziel, diese sukzessive zu veräußern, um die Eigenkapitalposition zu stärken." Vivantes hatte das Haus an der Dominicusstraße damals für den Preis von einer symbolischen Mark bekommen.
Die Pinel gGmbH will jetzt von mehreren Seiten Druck machen. Sie könne nachweisen, dass nach Ende des Verfahrens Ende August vergangenen Jahres noch Gespräche mit Bietern geführt worden seien, ohne dass es eine offizielle Fristverlängerung gegeben hätte. "Das ist rechtswidrig", ist Gander überzeugt und fordert deshalb ein neues Verfahren. Zudem hofft er auf die Politik: Das Abgeordnetenhaus hat erst im vergangenen Jahr beschlossen, dass landeseigene Liegenschaften nicht zwangsläufig an den Meistbietenden verkauft werden sollten, sondern auch soziale Belange berücksichtigt werden müssten.
Der Verkauf wird in den kommenden Wochen im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses Thema sein. Die Unterstützung der Bezirkspolitiker hat die Pinel GmbH indes schon: Die Bezirksverordnetenversammlung hat Senat und Vivantes mit einem einstimmigen Beschluss dazu aufgefordert, das Bieterverfahren nochmals zu prüfen und warnt das Land davor, ein "Negativbeispiel" zu setzen.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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