Gesundheit aus weiblicher Perspektive
An der Bamberger Straße beraten Frauen Frauen – und das schon seit 50 Jahren

Nina Schernus mit der aktuellen Clio-Ausgabe, die sich dem Thema Schmerzen widmet – von Migräne über Beckenboden bis hin zum Broken-Heart-Syndrom. | Foto:  Schilp
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  • Nina Schernus mit der aktuellen Clio-Ausgabe, die sich dem Thema Schmerzen widmet – von Migräne über Beckenboden bis hin zum Broken-Heart-Syndrom.
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Das Feministische Frauen Gesundheits Zentrum (FFGZ) feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Doch es gibt nicht nur Grund zur Freude, denn die finanzielle Lage ist besorgniserregend.

Das Zentrum hat seinen Sitz in der Bamberger Straße 51 in der ersten Etage eines klassischen Berliner Altbaus. Hier beraten Gesundheitsexpertinnen Frauen und Mädchen – und das schon seit 50 Jahren. „Einer unserer Schwerpunkte sind gynäkologische Beschwerden. Die Frauen bekommen oft viele Informationen von der Ärztin oder vom Arzt, die sie nicht filtern können. Wir helfen bei der Einordnung und betrachten die Probleme aus der Sicht der Betroffenen“, sagt die Sozialarbeiterin und Sexualberaterin Nina Schernus.

Gesamtsituation verstehen

Nicht selten würden Frauenbeschwerden von den Medizinern nicht ernst genug genommen. Schnell würden Hormone als die Lösung aller Probleme betrachtet, zum Beispiel während der Wechseljahre. „Wir wollen jedoch die Gesamtsituation der Frauen verstehen. Zudem sind Zyklen eine komplizierte Angelegenheit und Hormonbehandlungen bergen Risiken. Viele Medikamente sind auch aufgrund des weiblichen Stoffwechsels nicht geeignet“, sagt die Pädagogin Martina Schröder. Auch das frühe Verschreiben der Pille, zum Beispiel, wenn Mädchen Menstruationsschmerzen haben, sei nicht ohne und führe beim Absetzen zu Problemen.

Deshalb berät Nina Schernus Mädchen und junge Frauen darüber, wie die Pille wirkt. Außerdem gibt sie Workshops, in denen die Teilnehmerinnen ihren Zyklus und Körper kennenlernen. Schließlich macht sie Interessierte auch mit Verhütung durch Diaphragma und Portiokappe vertraut. „Die Ärzte verschreiben ja ganz überwiegend die Pille oder Spirale“, sagt Schernus.

Kleine Bibliothek im Haus

Im FFGZ, dem einzigen in Berlin, bekommen Frauen Hilfe zur Selbsthilfe sowie Empfehlungen, wo sie eine Zweitmeinung einholen können, und weitere hilfreiche Adressen. Auch eine kleine Bibliothek steht zur Verfügung. Beratungen sind persönlich und telefonisch möglich. Dafür zahlen die Ratsuchenden je nach ihren persönlichen Möglichkeiten zwischen 20 (ermäßigt zehn) und 50 Euro.

Aber es gibt auch kostenlose Angebote wie die Beratungen, Kurse und Vorträge zu den gesundheitlichen Langzeitfolgen sexualisierter Gewalt. Sie reichen von chronischen Schmerzen und Entzündungen im Unterleib über Atembeschwerden und Migräne bis hin zu Hautkrankheiten, Schlafstörungen und Verdauungsbeschwerden. „Diese Zusammenhänge sind den meisten Ärztinnen und Ärzten nicht bekannt. Da gibt es einen großen Bedarf“, so Martina Schröder. Ebenfalls kostenfrei sind Veranstaltungen für arbeitslose oder arbeitsunfähige Frauen. So beginnt am 22. Februar 10 Uhr ein Kurs, bei dem sich die Teilnehmerinnen austauschen, informieren und Kraft tanken können. Die Folgetermine sind am 29. Februar und 7. März. Es gibt noch freie Plätze.

Zuwendungen wurden gekürzt

Das FFGZ ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Er wird vom Senat nur zum Teil finanziert und war deshalb schon immer auf eigene Einnahmen und Spenden angewiesen. Zurzeit ist die Lage besonders prekär. Die Zuwendungen wurden gekürzt, wie sich das Ganze weiterentwickelt, ist schwer einzuschätzen. Die Miete ist gestiegen, genauso wie Neben- und Sachkosten.

Auch bei der „Clio“, der halbjährlich erscheinenden Zeitschrift für Frauengesundheit, könnte es besser laufen. Sie kostet fünf Euro, doch die Zahl der Abonnentinnen nimmt ab. Sei es, weil die Leserinnen weniger Geld zur Verfügung haben oder weil sie immer mehr ins Internet schauen. Ähnlich sieht es bei den Broschüren zu speziellen Themen wie beispielsweise Endometriose aus, die für acht oder zehn Euro beim FFGZ zu haben sind. Martina Schröder ist überzeugt, dass das Geld für alle Angebote gut angelegt ist. „Was ich dafür bekomme, ist viel, nämlich unabhängige und frauenspezifische Informationen.“

Öffnungszeiten des FFGZ, Bamberger Straße 51, sind dienstags und donnerstags 10 bis 13 Uhr sowie donnerstags von 16 bis 18 Uhr. Weitere Auskünfte gibt es unter Telefon 213 95 97, info@ffgz.de und www.ffgz.de.

Nina Schernus mit der aktuellen Clio-Ausgabe, die sich dem Thema Schmerzen widmet – von Migräne über Beckenboden bis hin zum Broken-Heart-Syndrom. | Foto:  Schilp
Nina Schernus in der kleinen Bibliothek, in der Frauen sich über unterschiedliche Gesundheitsthemen informieren können. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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