Mieten und wohnen – wie weiter?
Die aktuelle Diskussion in Berlin hat den Schöneberger Norden erreicht

Im Schöneberger Norden müssen inzwischen bis zu 40 Prozent aller Mieter 30 Prozent ihrer Einkünfte für die Warmmiete aufbringen.  | Foto: KEN
2Bilder
  • Im Schöneberger Norden müssen inzwischen bis zu 40 Prozent aller Mieter 30 Prozent ihrer Einkünfte für die Warmmiete aufbringen.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Vor einigen Tagen hat die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ dem Senat 77 001 Unterschriften für ein Volksbegehren zur „Vergesellschaftung“ privater Wohnungseigentümer überreicht. Der Senat will über eine fünfjährige Deckelung aller Mieten in Berlin entscheiden.

Die Debatte um erschwingliches Wohnen und das geeignete politische Instrumentarium ist in vollem Gange – bis hinunter in die Kieze. Im Schöneberger Norden diskutierte der Präventionsrat zum Thema. Gegen steigende Mietkosten und damit einhergehender Gefährdung sozialer Sicherheit helfe neben dem Bau von neuen Wohnungen die soziale Erhaltungsverordnung des Baugesetzbuches, erläutert Stadtentwicklungsstadtrat Jörn Oltmann (Grüne). Im Schöneberger Norden müssen inzwischen bis zu 40 Prozent aller Mieter 30 Prozent ihrer Einkünfte für die Warmmiete aufbringen.

In Tempelhof-Schöneberg ist das neunte Milieuschutzgebiet geplant. Der Bezirk wacht mithilfe der Abwendungsvereinbarung über Modernisierungsgelüste von Hauseigentümern und er hat das Recht, bei Hausverkäufen das Vorkaufsrecht zugunsten von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften auszuüben. Das Bezirksamt kooperiert mit den Wohnungsunternehmen Stadt und Land und Gewobag. Im vergangenen Jahr konnten 4112 Wohnungen vor Mietpreissteigerungen oder Verkauf geschützt werden. Für den gesamten Schöneberger Norden ist mit Ausnahme der Gegend um das KaDeWe die soziale Erhaltungsverordnung erlassen worden. Stadtrat Jörn Oltmann wünscht sich eine „gemeinwohlorientierte Mietgesetzgebung“. Die aber liegt beim Bund.

Auf Kiezebene bleibt neben Milieuschutz die intensive Mieterberatung. Seit Kurzem bietet die Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und angewandte Stadtforschung (AG SPAS) eine kostenlose Mieter- und Sozialberatung in ihrer Geschäftsstelle in der Großgörschenstraße 39 an: zum Mietrecht montags von 15 bis 17 Uhr, zu sozialen Fragen dienstags von 10 bis 13 Uhr und donnerstags von 13.30 bis 16.30 Uhr; Telefon 0176/45 89 57 56 und Telefon 0176/45 63 47 40.

Auch die Landesweite Planungsgesellschaft (LPG) berät Mieter. Das Büro hat die Ausschreibung des Quartiersmanagements im Schöneberger Norden für das Projekt „Mieten und Wohnen“ gewonnen. Beraten wird montags von 16.30 bis 18 Uhr im Nachbarschaftszentrum in der Steinmetzstraße 68 anonym und kostenlos. Dort informieren Rechtsanwälte zu Wohnungssuche, Mieterhöhung, Betriebskosten, Wohnungsmängeln, Kündigung, Modernisierung, Mietvertrag oder WBS-Anträgen. Auch sonst will LPG zu allen kiez- und mietrelevanten Themen aktiv werden.

Wohnen, leben und arbeiten in der Zukunft will derweil die Gewobag mitten im Milieuschutzgebiet in ihrem Gebäudekomplex in der Bülowstraße 90 ausprobieren. Im Sinne der „Smart City“ mit Gebäudeautomation und neuen Wohnkonzepten, weswegen das Projekt in der IT-Abteilung der Gewobag angesiedelt ist. Bis 2024 sollen 40 Wohnungen, Gemeinschaftsräume und Flächen für Gewerbe, Kultur und Soziales entstehen. Für viele Teilnehmer des Präventionsrats ist das nur „Hightech-Schickimicki“, der an den Bedürfnissen im Schöneberger Norden vorbeigeht.

Im Schöneberger Norden müssen inzwischen bis zu 40 Prozent aller Mieter 30 Prozent ihrer Einkünfte für die Warmmiete aufbringen.  | Foto: KEN
Ein aufmerksamer Zuhörer während der Sitzung des Präventionsrates: Tempelhof-Schönebergs Stadtentwicklungsstadtrat Jörn Oltmann. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.679× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.021× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.644× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.552× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.