Droht dem Integrationsverein Harmonie das Aus?

Schöneberg. „Wir hoffen immer noch, dass unser Hausbesitzer die Kündigung zurückzieht.“ Larissa Neu, Geschäftsführerin des Integrationsvereins Harmonie, hat noch nicht aufgegeben.

Der 1998 als Selbsthilfeorganisation Russlanddeutscher gegründete Verein (www.integrationsverein-berlin.de) hat eine Aktion gestartet, eine Petition gegen die „grundlose Kündigung“ zu unterschreiben. „Wir haben sehr gute Reaktionen“, sagt Larissa Neu.

Dem Zentrum, das sein Angebot um die Betreuung von Migranten und Flüchtlingen erweitert hat, droht das Aus. Die neue Eigentümerin der Immobilie, die Formica GbR, hatte die Räume in der Katzlerstraße 11 zum 29. Februar gekündigt. Eine neue Bleibe zu finden, ist angesichts der Gewerbemieten nahezu aussichtslos.

Die Katzlerstraße 11 ist eines jener Häuser, das die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) meistbietend verkauft und wogegen wiederum der Bezirk sein Vorkaufsrecht geltend gemacht hat. Die BImA hat dagegen geklagt. Das Verfahren läuft. Noch vor einer gerichtlichen Klärung der Eigentumsverhältnisse sollen mit der Kündigung Fakten geschaffen werden, kritisiert der Quartiersrat Schöneberger Norden.

Pikant ist, dass ein Verein, der ebenfalls in der Flüchtlingshilfe tätig ist, der Verein „Flüchtlingspaten Syrien“, die Räume übernimmt. „Flüchtlingspaten Syrien“ sei bundesweit tätig, so der Quartiersrat, und könnte seine Geschäftsstelle überall haben, auch da, wo sie sich derzeit befindet – um die Ecke in der Großgörschenstraße.

Großes Unverständnis auch bei den Politikern. Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) betont die Bedeutung des Vereins für den Bezirk, der im Auftrag der Senatsverwaltung in Tempelhof-Schöneberg für das Landesprogramm der Integrationslotsen zuständig ist. Die BVV hat alle Beteiligten ersucht, „alles zu unternehmen, damit die Kündigung von Harmonie e.V. zurückgenommen wird und der Verein in seinen Räumlichkeiten verbleiben kann“. Mehr als ein moralischer Appell ist das wohl nicht.

Kurz vor Erscheinen dieser Ausgabe hat sich die Situation zugespitzt. Ein Bote brachte ein Schreiben der Hausverwaltung. „Sie drohen uns, gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen“, erklärt Larissa Neu. „Ich verstehe: Zwangsräumung.“ KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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