Eröffnet: eine ganz besondere Ateliergemeinschaft
Jeweils am ersten und dritten Donnerstag eines Monats wird die Ateliergemeinschaft unter Anleitung von Denise Gudlat von 15 bis 18 Uhr für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und die Nachbarschaft geöffnet sein. Gemalt wird auf der Galerie im Saal der evangelischen Luther-Kirchengemeinde, Bülowstraße 71/72.
"Demente haben eine künstlerische Ader. Sie haben nicht alle ihre Fähigkeiten verloren. In der Malerei finden sie eine neue Ausdrucksform", sagt Günter Meyer, Kunsthistoriker, Autor und Leiter eines Pflegediensts. Im Rahmen der Eröffnungsfeier erläuterte er, dass man sich erst mit Beginn der Kunstepoche der klassischen Moderne am Ende des 19. Jahrhundert wieder mit der Kunst psychisch Kranker auseinandergesetzt habe. Das sei zuvor seit rund 150 Jahren nicht mehr der Fall gewesen, weil das künstlerische Werk psychisch Kranker als "unästhetisch" galt. Allerdings sei die Kunst Demenzkranker noch lange ein Tabu geblieben. "Bestimmte Krankheitsbilder waren hoffähig, andere nicht", sagte der Experte.
Das Atelier will die Begegnung Betroffener und ihrer Angehörigen mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Betreuern, Pflegekräften und Nachbarn ermöglichen. Christian Berges, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung altersgerechten Wohnens (FaW), die das Projekt trägt, wünscht sich "eine Allianz für Menschen mit Demenz".
Die Idee für das Projekt kam aus der Nachbarschaft selbst. Seit nunmehr zehn Jahren wird in den Räumen der Kirchengemeinde einmal im Monat mittwochs für zwei Stunden das Alzheimer-Tanzcafé abgehalten. Die Teilnehmer kommen aus den umliegenden Pflegeheimen. Und zweimal im Monat findet donnerstags ein Angehörigentreffen statt.
Den Aufbau der Ateliergemeinschaft unterstützt die 2008 ins Leben gerufene, gemeinnützige AG Winterfeldt, ein Zusammenschluss von sozial engagierten Geschäftsleuten im Kiez unter Vorsitz von Georg Schroth. Die AG setzt sich hauptsächlich für die Belange älterer Menschen rund um den Winterfeldtplatz ein. Dank Fördermitteln aus dem Bundesprogramm "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" sind ein dauerhafter Betrieb und verschiedene Aktivitäten gesichert.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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