Erste Wahl ist zweites Leben
Firmen unterstützen Vereine und soziale Träger mit Technikspenden an AfB
Seit 2012 bereiten Menschen mit Behinderung im Gewerbehof der alten Malzfabrik in der Bessemerstraße 2-14 ausrangierte Computertechnik aus Wirtschaftsunternehmen für ein zweites Leben im gemeinnützigen Sektor auf. Gerade in der Pandemie ist diese Technik Vereinen und Organisationen willkommen, da die Kommunikation und ein Teil ihrer Arbeit derzeit nur auf digitalem Wege läuft.
Was die einen nicht mehr brauchen, können die anderen günstig weiter nutzen. Darauf basiert das Geschäftsprinzip der gemeinnützigen Firma AfB. Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen hat auch in Berlin einen seiner elf deutschen Standorte. Weitere neun Filialen gibt es in Österreich, Frankreich, der Schweiz und der Slowakei. Insgesamt 500 Mitarbeiter, davon 45 Prozent mit Behinderung, arbeiten in den Werkstätten und bereiten gebrauchte Rechentechnik auf. In der Berliner Niederlassung arbeiten zwölf Mitarbeiter und hauchen den Firmen-Notebooks, PCs, Smartphones und Monitoren neues Leben ein.
Kostspielige Entsorgung gespart
Das Team holt die Geräte bei Firmen wie Siemens, Vattenfall oder auch von einigen Bundestagsfraktionen ab und „refurbished“ (renoviert) die Hardware, wie das professionelle Aufbereiten der Gebrauchtware zum Verkauf heißt. Die meisten Firmen geben die gebrauchten Geräte umsonst ab, sagt AfB-Berlin-Chef Jörg Franke. Die Unternehmen sparen sich durch die Kooperation mit den AfB-Inklusionsbetrieben die kostspielige Entsorgung oder den eigenen Verkaufsaufwand und tun Gutes für die Gesellschaft und die Umwelt. Die aufgemotzten und zertifiziert gelöschten Geräte würden dann nicht auf Elektroschrottfriedhöfen in Ghana landen, wie AfB-Sprecherin Marion Lichti sagt, sondern vor allem bei gemeinnützigen, nichtkommerziellen Organisationen.
Durch die Kooperation mit dem gemeinnützigen Haus des Stiftens können Vereine, Stiftungen oder soziale Einrichtungen auf dem IT-Portal Stifter-helfen.de günstig gebrauchte Computer kaufen. Das Haus des Stiftens hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 70 000 Geräte aus den AfB-Betrieben vermittelt.
Positive soziale und ökologische Effekte
Die Haus des Stiftens gGmbH ist ein Sozialunternehmen, das den Slogan „Engagiert für Engagierte“ im Untertitel trägt. Die Organisation wurde 1995 durch die gemeinnützige Brochier Stiftung gegründet. Das Konzept von AfB ist ein Gewinn für alle. Die Vermittlung der früheren Firmengeräte in den gemeinnützigen Sektor hat positive soziale und ökologische Effekte. Vereine und soziale Organisationen kommen an gute Secondhand-Technik und AfB schafft sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung – daher der Name AfB – auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Die Berliner Filiale in der Malzfabrik betreibt zudem in der 1000 Quadratmeter großen Halle einen eigenen Laden, der seit 10. März wieder geöffnet hat. Dort können auch Privatleute aufgearbeitete IT- und Mobilgeräte mit Garantie günstig kaufen. Die Mitarbeiter reparieren auch Technik.
Am 18. März startet der Aktionstag „Hardware wie neu“ auf dem Portal Stifter-helfen.de. Ab 8 Uhr können förderberechtigte gemeinnützige Organisation 24 Stunden lang wiederaufbereitete und erschwingliche Geräte ergattern. Am 13. April geben Clemens Frede vom Haus des Stiftens und AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle ein kostenfreies Webinar für Unternehmen, um ihnen die Möglichkeit des sozialen Engagements durch ausgemusterte Firmentechnik vorzustellen. „Wir freuen uns über weitere Firmen, die mit ihren nicht mehr benötigten IT-Geräten den Non-Profit-Sektor unterstützen möchten“, sagt Büchle.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.