Goldnetz bietet Orientierungskurs für Frauen über 55 an
Im Juni hat Projektleiterin Sandra Siebe etwas Neues gestartet: Top 55 plus. Das Angebot wendet sich an erwerbslose Frauen über 55 Jahre, die Arbeitslosengeld beziehen oder auch nicht und einen Wiedereinstieg ins Berufsleben planen. Es handele sich meist um Frauen, die ihre Karriere für die Familie aufgegeben hätten und aus unterschiedlichen Gründen plötzlich allein dastünden, so Sandra Siebe.
Nach den ersten beiden Kursen in Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Treptow-Köpenick, die demnächst enden, sucht Goldnetz nach Teilnehmerinnen in Tempelhof-Schöneberg.
Das Angebot will nicht nur klären helfen, wie die beruflichen Aussichten sind und bei einer Neuorientierung unterstützen. Es berücksichtige auch Gesundheitsaspekte, wie Kursleiterin Anni Rothwell erläutert. Denn viele Teilnehmerinnen seien gesundheitlich angeschlagen. Sie hätten Gelenkprobleme, Arthrose und Rückenleiden, aber auch psychische Beeinträchtigungen. Weil das Jobcenter den Gesundheitszustand häufig allein nach Aktenlage beurteilt, stünden die Frauen vor einem Dilemma. "Sport und Bewegung machen freier und fröhlicher und spendet neue Energie und Motivation", meint Anni Rothwell.
Top 55 plus besteht aus vier Modulen. Im ersten, achtwöchigen Kurs erfahren die Teilnehmerinnen etwas über ihre Stärken und Schwächen, können ihre Belastbarkeit kennenlernen und erhalten Informationen über Möglichkeiten sportlicher Betätigung. Darauf aufbauend hilft ein zweiter Teil über vier Wochen, Kenntnisse und Fähigkeiten auszuloten und sich beruflich zu orientieren. Modul 3, das höchstens vier Monate dauert, ist die individuelle Qualifizierungsphase. Hier können Praktika absolviert oder fehlende Qualifikationen, etwa das Auffrischen einer Fremdsprache, nachgeholt werden. Wahlweise bietet Goldnetz in Modul 4 über acht Wochen ein Bewerbungstraining an oder begleitet beim Einstieg ins Erwerbsleben.
Top 55 plus wird von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen finanziert und läuft vorerst bis August 2015. Sandra Siebe und Anni Rothwell hoffen, danach über eine Fortführung des Projekts für weitere 18 bis 24 Monate verhandeln zu können. Zu einem festen Angebot dürfte Top 55 plus wohl kaum werden. "Dazu ist Fundraising in der Wirtschaft notwendig", sagt Sandra Siebe. Doch die Unternehmen fragten immer nach ihrem Vorteil und Mehrwert, wenn sie ein solches Projekt unterstützen wollen. "Leider gibt es in Berlin noch keinen Fachkräftemangel wie etwa in Bayern oder Nordrhein-Westfalen."
Die Zahl der Teilnehmerinnen ist auf 15 beschränkt. Der nächste Kurs soll im September beginnen, bei entsprechender Nachfrage auch schon im August.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.