„Wir unterstützen Wunschfamilien“
Im Regenbogenfamilienzentrum gehört Beratung zu den ehrenamtlichen Aufgaben
In Schöneberg hat die größte Community der Lesben, Schwulen, bi- sowie trans- und intergeschlecht-lichen Menschen Europas ihre Heimat. Auch viele von ihnen wollen eine Familie gründen und Kinder erziehen. Einen starken Fürsprecher haben die Wunschfami-lien im Schöneberger Regenbogenfamilienzentrum.
Das Zentrum wurde im März 2013 vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin-Brandenburg in der Cheruskerstraße 22 gegründet. Schon sechs Monate nach der Eröffnung wurde es als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ prämiert. Wurde das Zentrum zunächst aus Lottomitteln finanziert, bekommt es heute Geld von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Die Auf-gaben des Familienzentrums sind Beratung, Unterstützung und Begleitung seiner Zielgruppe – mit Kindern oder mit Kinderwunsch – in Berlin und darüber hinaus. Daneben haben Regenbogenfamilien hier den idealen Ort, an dem sie sich auch untereinander vernetzen und organisieren können.
2015 wurde der Regenbogenfamilienverein aus der Taufe gehoben. Er will lesbische, schwule, bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche Eltern und Kinder aus Regenbogenfamilien noch gezielter ehrenamtlich unterstützen.
Von herausragender Bedeutung ist das freiwillige Engagement der Anwältinnen Cornelia Hain, Alexandra E. Hornung-Benischek, Sabine Hufschmidt und Antje Nix. Jede Anwältin berät einmal im Monat im Schöneberger Regenbogen-familienzentrum zu Fragen des Erb- und Familienrechts.
Cornelia Hain ist eine Anwältin aus Wilmersdorf. Sie bietet seit rund sechs Jahren an der Cheruskerstraße eine zweistündige Beratung an. „Ich bin eine gnadenlose Sozialromantikerin, eine Idealistin“, sagt die Juristin und lacht. Ihr Jurastudium habe sie in der Absicht aufgenommen, denjenigen zu ihrem Recht zu verhelfen, die es sich nicht leisten können, Leuten ohne große Lobby – und Frauen. Und warum ihr Engagement für Schwule und Lesben? In der ersten WG während ihrer Studienzeit habe sie die Wohnung mit Schwulen und Lesben geteilt und von Diskriminierung erfahren.
90 Prozent derer, die sie aufsuchten, erklärt Cornelia Hain, informierten sich über das Familienrecht, über Adoption, Pflegeschaft und „Co-Elternschaft“. „Seit drei bis fünf Jahren steht die Stiefkindadoption im Mittelpunkt“, sagt die Anwältin. Eine komplexe Angelegenheit mit viel Ungleichbehandlung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren. Da gebe es auf Gesetzgeberseite noch viel zu tun, sagt Cornelia Hain. Trotzdem: Die Beratung von Regenbogenfamilien und solchen, die es werden wollen, sei „schön, weil man Wunschfamilien unterstützt. Ich kann hier einigermaßen gute Nachrichten überbringen. Die Ratsuchenden gehen gut gelaunt hinaus.“
Regenbogenfamilienzentrum, Cheruskerstraße 22, www.regenbogenfamilien.de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.