Oxfam-Buchshop: ein Paradies für Bücherfreunde
Schöneberg. Es geht zu wie in einem Taubenschlag. In der Hauptstraße 20 geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Dabei ist es „nur“ ein Montagnachmittag im Oxfam Buchshop.
Das kann nicht verwundern. Was hier geboten wird, lässt die Herzen eines jeden Bücherfreundes höher schlagen. Taschenbücher und gebundene Bücher aus allen Themenbereichen, Kinderbücher, fremdsprachige Bücher, Hörbücher, Lehrbücher und Wörterbücher, Noten und Notenbücher, Comics, Musik-CDs, DVDs, Vinylschallplatten und Computerspiele stehen in dem großen Verkaufsraum in den Regalen. Die Ware ist aus zweiter Hand, aber bestens erhalten. Manche Bücher sind noch ungelesen und viele neu erschienen.
Taschenbücher gibt es ab 1,50 Euro, Bücher im festen Einband ab 2,50 Euro. Selten klettern die Preise über sieben oder acht Euro, wenn man von den Raritäten des Buchantiquariats absieht, die hinter einer Glasscheibe auf Käufer warten.
Nothilfe im 2. Weltkrieg
Und das Wichtigste ist: Beim Einkaufen gibt man sein Geld für einen guten Zweck aus. Oxfam steht für Oxford Committee für Famine Relief. Die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation wurde 1942 in Großbritannien gegründet als Reaktion auf das Leid der Zivilbevölkerung im von Nazi-Deutschland besetzten Griechenland. Der deutsche Ableger wurde 1995 ins Leben gerufen. Nach dem Motto „Für eine gerechte Welt ohne Armut“ leistet Oxfam bei Krisen und Katastrophen schnelle Hilfe.
An der Kasse in der Hauptstraße steht Reinhard Horber. Er hat gerade seinen Kollegen Horst Hoffmann abgelöst, der die Musikalien neu ordnet. Zwei weitere Kolleginnen, Gerhild Tack und Dagmar Wiedemann, sind in ein Beratungsgespräch vertieft. „Wir haben viele Stammkunden“, weiß Gerhild Tack. Die netteste Kundin sei Mrs. Brown, eine Amerikanerin. Sie spendet regelmäßig allen 55 Mitarbeitern in elf Schichten Kuchen und belegte Brötchen.
In einem hinteren Raum preist derweil Uta Hertel neu eingetroffene Bücher aus. Jeden Tag gehen im Durchschnitt drei Bücher- und andere Medienspenden ein. „Die Leute misten aus, ziehen um oder lösen einen Haushalt auf“, erzählt Reinhard Horber.
So gut wie alle fünf Mitarbeiter der Montagnachmittagsschicht sind von Anfang an dabei. Sie arbeiten ehrenamtlich und das mit großer Leidenschaft. Dagmar Wiedemann entdeckte Oxfam bei einem Besuch in Großbritannien. „Außerdem bin ich eine echte Leseratte.“ Gerhild Tack war erst Lesepatin.
Leidenschaftliche Kenner
2008 wurde der Buchshop in der Hauptstraße gegründet. Seine Mitarbeiter sind Studenten, Mütter, Berufstätige und Senioren. Viele haben auch privat Freundschaft geschlossen. „Alle sind leidenschaftliche Kenner“, sagt Oxfam-Sprecherin Silja Sodtke. „Sie haben oder hatten von Berufs wegen mit Büchern und Literatur zu tun.“
Übrigens gibt es nicht allzu weit vom Oxfam-Buchshop in der Hauptstraße einen weiteren Oxfam-Laden, einen Mix-Shop, wo es neben Büchern und CDs und DVDs auch Kleidung, Haushaltswaren und Spielzeug zu kaufen gibt – alles nach der Devise: „Wir machen Überflüssiges flüssig“. Das Geschäft befindet sich in der Rheinstraße 22 in Friedenau. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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