Fragen Sie später noch mal nach
Podiumsdiskussion zur Kitaplatzsuche mit Eltern und Fachleuten

Die Suche nach einem Platz in einer Kindertagesstätte wird für Eltern in Tempelhof-Schöneberg immer mehr zu einer Ochsentour.

Eine Podiumsdiskussion der öffentlich-rechtlichen Stiftung Pestalozzi-Fröbel-Haus, des Nachbarschaftsheims Schöneberg und des Kita-Trägers „Ina.Kinder.Garten“ wollte „Licht in das herrschende Dunkel bei der Kitaplatzsuche bringen“, so eine Veranstaltungssprecherin. Um das Fazit der Veranstaltung im Rathaus Schöneberg vorwegzunehmen: Nachdem das Land Berlin zu spät auf die gesteigerte Nachfrage reagiert hat, fehlt es jetzt nicht an Ideen, wie der Kitaplatzkrise begegnet werden könnte. Aber kurzfristig wird sich für Eltern, die jetzt einen Platz für ihre Kleinen suchen – auf den sie ein Anrecht haben –, an der Misere nicht viel ändern.

Warteliste für 2019 schon geschlossen

Im Januar standen in Tempelhof-Schöneberg freie 400 Kitaplätze zur Verfügung. Bis Ende Juli war diese Zahl auf 25 abgeschmolzen. Das berichtet der Moderator der Diskussionsrunde, Torsten Wischnewski-Ruschin vom Paritätische Wohlfahrtsverband. Der Bedarf sei überall hoch, am höchsten aber im Schöneberger Norden und in Tempelhof, sagt Jugendamtsdirektor Rainer Schwarz. Um die Situation zu veranschaulichen, berichtet Sandra Kürbis, Leiterin der Kita in der Freiherr-vom-Stein-Straße des Nachbarschaftsheims Schöneberg, dass sie die Warteliste für 2019 schon im April geschlossen habe. So viele Anfragen habe es bis dahin bereits gegeben. Sie empfiehlt Eltern, es im Februar und März des kommenden Jahres erneut zu versuchen. Dann werde die Warteliste für 2020 geöffnet.

Einig waren sich alle auf dem Podium: Es werden mehr Plätze und der Bau weiterer Kindertagesstätten benötigt. Und es werden mehr und besser bezahlte Erzieher gebraucht. „Der Fachkräftemangel ist das größte Problem“, betont Björn Luther, Elternvertreter im Landeselternausschuss. Luther fordert die Anwerbung ausländischer Kräfte.

Der Bezirk kann in dieser Kitaplatzkrise wenig tun. Er könne nur rascher Kitagutscheine ausgeben und nach Grundstücken für den Neubau entsprechender Einrichtungen Ausschau halten, sagt Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD).
Jugendamtsdirektor Rainer Schwarz plädiert für den Ausbau des Provisoriums von Kindertagespflegestellen und für eine vorrangige Vergabe von Kitaplätzen an Kinder aus Tempelhof-Schöneberg. Der Bezirk werde unter anderem die Sanierung bestehender Kitas vorantreiben und die Abteilung für die Kitaplatzvermittlung im Jugendamt personell ausbauen, kündigt Schwarz an.
Derweil steht das Land Berlin in Verhandlungen mit der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer, damit Unternehmen und Handwerksbetriebe auf ihren Grundstücken Kitas bauen, setzt wie bei den Schulen auf Quereinsteiger und denkt über eine Verkürzung der Ausbildungszeit für Erzieher nach, so Kristin Fussan von der Senatsverwaltung für Jugend und Familie.
Berlin hat bereits mehr als 22 Millionen Euro für weitere 1200 Kitaplätze bewilligt. Es fehlen aber mehr als 3000 Plätze in der Stadt, sagt Dorothee Thielen vom Referat Kita des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.
Im kommenden Jahr wird zumindest ein sogenannter Kita-Navigator freigeschaltet, mit dem sich Eltern orientieren und ihre Kinder für einen Platz vormerken können. Informationen und Unterstützung bei der Suche bietet auch das Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) an. „In fünf Jahren könnte die Krise überwunden werden“, meint Katinka Beber, Abteilungsleiterin in der PFH-Kinder- und Jugendhilfe. Dafür will das PFH seine Kitas ausbauen, sogenannte multiprofessionelle Teams einsetzen und als Fachschule gegebenenfalls Sozialassistenten mit Schwerpunkt sozialpädagogische Arbeit mit der Option auf eine anschließende Ausbildung als Erzieher ausbilden.
Stadtrat Oliver Schworck ist auch zu außergewöhnlichen Maßnahmen bereit: Er würde den Betreuungsschlüssel wieder verschlechtern, sprich: mehr Kinder pro Erzieher.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 382× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 680× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 658× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.065× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.