Problemlos zum Alkohol
Schöneberg. Der Bezirk bekommt die illegale Alkoholabgabe an Minderjährige nicht in den Griff.
Der Kauf von „hartem Alkohol“ im Schöneberger Norden ist für Jugendliche völlig problemlos. Ladenbesitzer geben Spirituosen anstandslos ab.
Schon im vergangenen Sommer musste Jugend- und Ordnungsstadtrat Oliver Schworck (SPD) nach Testkäufen besorgniserregende Ergebnisse verkünden. Damals waren es rund 75 Prozent der Händler im Bezirk, die nichts dabei fanden, Hochprozentiges an Jugendliche zu verkaufen. Danach kündigte Schwork weitere Alkoholtestkäufe an.
Im November schickte das Ordnungsamt seine jungen Testkäufer los. In Schöneberg Nord erhielten sie überall den gewünschten Schnaps, in Spätis, an Kiosken und sogar in Supermärkten bekannter Großhandelsketten. Der Negativtrend hat sich fortgesetzt.
Was aber noch viel schlimmer ist: Gewerbetreibende, die deswegen schon früher mit Bußgeld belegt wurden, tun es unbekümmert weiter, obgleich ein Strafgeld von bis zu 50 000 Euro droht. Wieder wurde gegen Verkaufspersonal, Geschäftsleitungen und Inhaber Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
„Manchen Einzelhändlern scheint völlig egal, an wen sie Spirituosen verkaufen. Bei einem Teil der Händler besteht in Sachen Jugendschutz offensichtlich kein Unrechtsbewusstsein“, stellt Stadtrat Schworck fest und spricht von einem „ziemlich katastrophalen Ergebnis“. Schworck will verstärkt Kontrollen und Testkäufe durchführen, „um die Suchtprävention durch den offensichtlich nötigen Überwachungsdruck zu unterstützen“.
Beim Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelverbandes Berlin-Brandenburg wird Schworck auf wenig Gegenliebe stoßen. Nils Busch-Petersen lehnt den Einsatz Jugendlicher als „Ermittler“ ab. Das sei „verantwortungslos und juristisch und moralisch äußerst bedenklich“, so Busch-Petersen schon 2007 in einem Zeitungsinterview. Der Verband sieht Alkoholmissbrauch von Jugendlichen als gesamtgesellschaftliches Problem, das zunächst Familie und Schule angehen müssten. Weiter setzt er auf Information und Schulung der Mitarbeiter seiner Mitglieder. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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