"Wir brauchen noch vier Jahre"
Stadtrat Jörn Oltmann kämpft um das Quartiersmanagement
„Das aufgebaute große Netzwerk unterschiedlicher Akteure droht wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen“, sagt der Stadtrat für Stadtentwicklung und stellvertretende Bürgermeister Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne).
Er kämpft für die Fortsetzung des Quartiersmanagements (QM) im Schöneberger Norden, bis 2024 der neue „Campus der Generationen“ fertiggebaut ist.
„Wir brauchen noch vier weitere Jahre“, sagte Oltmann in einem Pressegespräch. Die Argumente der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, das QM zum 31. Dezember 2020 zu beenden – es kostet 200 000 Euro im Jahr –, lässt der Grünen-Politiker nicht gelten.
Im Haus von Senatorin Katrin Lompscher (Die Linke) ist man aufgrund eines Gutachtens zu den insgesamt 16 Berliner QM-Gebieten zu dem Schluss gekommen, der Schöneberger Norden brauche keine Unterstützung aus dem Städtebauförderungsprogramm des Bundes mehr. Die Sozialdaten hätten sich stabilisiert. Für die Bevölkerung sei genug getan worden. Auf die wieder aufgetauchten Probleme Drogen, Prostitution, Gewalt und Armut habe das QM dagegen keine Antwort. Mit dem neuen Nachbarschaftszentrum „Campus der Generationen“, das für einen mittleren, einstelligen Millionenbetrag des Senats in der Kurmärkischen und der Frobenstraße entsteht, könne die in 20 Jahren geleistete QM-Arbeit abgesichert werden.
Immer noch ein sozialer Brennpunkt
Jörn Oltmann aber widerspricht. Der Schöneberger Norden sei nach wie vor ein sozialer Brennpunkt. Jedes zweite Kind in dem Gebiet sei von Kinderarmut betroffen. Jeder dritte Einwohner beziehe staatliche Hilfe. Die Langzeitarbeitslosigkeit liege mit 7,5 Prozent über dem Berliner Durchschnitt. Im erwerbsfähigen Alter seien sogar doppelt so viele Menschen betroffen. Nach wie vor fehle es an Orten für Jugendliche und an Grün-, Sport- und Spielflächen. Und auf das Problem von Drogen, Straßenstrich, Gewalt und Armut müsse man „vor allem kleinteilig und mit der Bevölkerung zusammen reagieren“, so Jörn Oltmann.
„Wir werden Gespräche mit dem Senat führen“, hat der Stadtrat angekündigt. „Die Politik ist zu Recht in Aufregung gekommen.“
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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