Unbekannte hetzen gegen neue Bewohner in der Crellestraße

Dieser Neubau stört augenscheinlich einige selbsternannte Kiezschützer. | Foto: KEN
  • Dieser Neubau stört augenscheinlich einige selbsternannte Kiezschützer.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. "Stadt der Vielfalt", "The Place To Be", wo "Willkommenskultur" gepflegt wird: So will sich Berlin der Welt präsentieren. Dass dies nicht immer und nicht überall gilt, zeigt ein Pamphlet im Crellekiez.

Gegen die Bewohner des Neubaus in der Crellestraße 22a haben Unbekannte plakatiert. Die anonyme Hetzschrift beschimpft die neuen Bewohner als "Geldsäcke", die gerade ihre "Gemächer" bezogen haben und sich darauf freuten, "den pittoresken Crelle-Kiez zu genießen". "Ihr habt reichlich Kohle für euer neues Eigenheim abgedrückt und glaubt, euch damit das Privileg eines luxuriösen Lebens in einem Altbauquartier erkauft zu haben", heißt es weiter.

Das Projekt war von Anbeginn umstritten. Bürger wehrten sich gegen die Bebauung der ehemaligen Bahnbrache. Es gründete sich die Bürgerinitiative "Crellekiez Zukunft". Bei dem Protest ging es nicht nur um die Bewahrung der Natur. Es ging auch und vor allem um die Furcht vor steigenden Mieten im Kiez. Tatsächlich wächst seit einiger Zeit der Druck auf den Wohnungsmarkt im Schöneberger Norden. Mit Milieuschutz geht die rot-grüne Zählgemeinschaft gegen Luxusmodernisierung im Bezirk vor.

Die unbekannten Autoren des Pamphlets sprechen von der "Naturlandschaft", die dort zerstört werde zugunsten von "Designerparks, wo dann Yuppies auf Skatern ihren Stress vom Börsenalltag abbauen wollen", vom "weiteren Schub" für eine "Gentrifizierung" des Quartiers, von der "Verdrängung ärmerer Menschen aus ihren Wohnungen" und jener von Migranten "an den Stadtrand". Mit dem Satz: "An diesem Ort seid ihr nicht willkommen" schließt der Text.

"In der Sache falsch, in der Form inakzeptabel", sagt nicht nur CDU-Fraktionschef Ralf Olschewski und nennt die Verfasser "selbsternannte Kiezfürsten". Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der BVV, Jan Rauchfuß, sagt, der Text sei ein "gezielter Angriff auf solidarisches und nachbarschaftliches Miteinander im Crellekiez". Und Jörn Oltmann, Chef der bündnisgrünen Fraktion: "Solche Pamphlete bringen den Crelle-Kiez unberechtigterweise in Verruf." Alle drei Politiker plädieren für Wohnungsneubau. Die Grünen bevorzugen die öffentliche Hand als Bauträger. Nur so könne es eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt geben.

Die Bürgerinitiative "Crellekiez Zukunft" hat sich bis Redaktionsschluss nicht geäußert. Auch Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Grüne) wollte das Pamphlet nicht kommentieren.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 44× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.056× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.