Einfach mal ausprobieren
Tai-Che-Gong im Rudolph-Wilde-Park

Till und David zeigen die ersten einfachen Übungen. | Foto: Karen Eva Noetzel
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  • Till und David zeigen die ersten einfachen Übungen.
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Einige haben es von Freunden gehört, andere kommen zufällig vorbei und bleiben. Es geht auf 18.30 Uhr zu. Der U-Bahnhofsbau am Schöneberger Rathaus wirft einen langen Schatten auf die Kiesfläche vor der Wiese am Goldenen Hirschen im Rudolph-Wilde-Park.

Es ist der ideale Ort für Tai-Che-Gong, die Urform der fernöstlichen Kampfkunst Tai-Che oder -Chi und der Konzentrations-, Meditations- und Bewegungsform Qi-Gong. Der Rudolph-Wilde-Park sei zentral gelegen, gut erreichbar und gleichzeitig ruhig. „Hier sind wir ungestört“, sagt Annette Hempel.

Die Unternehmensberaterin ist Tai-Che-Gong-Ausbildungsleiterin. Bereits im 15. Jahr gibt Hempel während der Sommerferien ihr Wissen kostenlos weiter, bis Ende Juli jeden Montag ab 18.30 Uhr. „Einfach ausprobieren“, ermuntert sie. „Wir haben uns das von den Chinesen abgeschaut, die sich regelmäßig im Park treffen“, sagt Annette Hempel. Doch anders als in China heute weist die Meisterin des Tai-Che-Gong in dessen aus dem 13. Jahrhundert stammende Form ein. Seit Maos Kulturrevolution ist diese in China verboten. Erlaubt ist einzig eine sogenannte Peking-Form.

An diesem Montag sind neben Annette Hempel ihr Kollege Axel, Till, ein Koch, und David, ein Erzieher, auf dem Platz. Mit drei weiteren Übungsleitern sind sie das Tai-Che-Gong-Centrum Berlin. Vor Beginn des Kurses hat Axel noch rasch seinen „Tanz des Drachens“ vorgeführt. Der Tanz ist ein schneller, fließender Ablauf der Übungen. Während Till und David die rund 20 Teilnehmer anleiten, gehen Annette Hempel und Axel durch die Reihen und korrigieren falsche Körperhaltungen. „Man muss aufrecht stehen und darf kein Hohlkreuz machen“, sagt Annette Hempel.

Und ganz wichtig sei das richtige Ein- und Ausatmen, erläutert Axel. „Der Atem lenkt die Bewegung. Der Atem ist der Rhyhtmus des Bewegungsablaufs.“ Wer die Atmung nicht beachte, mache nur Gymnastik. „Es soll aber die Urkraft Che freigesetzt werden“, ergänzt Annette Hempel.

Sie erzählt, dass Tai-Che-Gong seit 25 Jahren zu ihrem Leben gehört. „Ich habe etwas gesucht, was Körper, Geist und Seele gleichermaßen anspricht, erinnert sich Hempel. Inzwischen hat sie die Bewegungsabläufe perfekt in ihren Alltag integriert: morgens 15 Minuten Übungen und zehn Minuten Meditation, abends 15 Minuten Meditation.

Der moderne Mensch werde ständig geistig und körperlich gefordert, sagt Annette Hempel. Er nehme fortlaufend Informationen auf. Aber es falle schwer, zur Ruhe zu kommen. „Die Gedanken sind wie das aufgewühlte Meer.“ Auch dieses könne man nicht mit bloßem Fingerschnippen besänftigen. Der Bewegungsablauf beruht auf buddhistischer Philosophie und ganzheitlicher chinesischer Medizin. Die Vorstellung von einer Urkraft Che, die durch den Körper fließt, und die weichen, fließenden Bewegungsstile, die sich von Natur- und Tierbeobachtungen ableiten und als Tiger-, Leoparden-, Kranich-, Schlangen- und Drachenstil die Balance im Körper bewirken sollen, machen staunen.

Die Übungen sollen das Immunsystem, die Trittsicherheit und das Selbstvertrauen stärken, Disharmonien auflösen und Stress abbauen. Und wer die Bewebungsabläufe in höherem Tempo beherrscht, macht aus Tai-Che-Gong einen Kampfsport zur Selbstverteidigung. Informationen unter Telefon 36 75 21 52 und www.tai-che-gong.de.

Till und David zeigen die ersten einfachen Übungen. | Foto: Karen Eva Noetzel
Je weiter die erste Kursstunde vorrückt, desto schwieriger werden die Übungen.   | Foto: Karen Eva Noetzel
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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