ERNÄHRUNG
Macht Zucker süchtig? Wissenswertes über den größten Energieträger unter den Kohlenhydraten
Zugegeben: Die These, ob Zucker süchtig macht, ist zugespitzt formuliert. Die Wissenschaft spricht heute davon, dass das Verlangen nach etwas Süßem zu einem „suchtähnlichen Verhalten“ führen kann. Ein kritischer Blick auf unsere Ernährungsgewohnheiten und die kalorienhaltigen Bestandteile unserer Lebensmittel kann hilfreich sein, um das eigene Gewicht in den Griff zu bekommen.
Zucker aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Dabei werden Botenstoffe – etwa das Glückshormon Dopamin – freigesetzt, und das sorgt für Wohlbefinden. Vor allem die Kombination aus Zucker und Fett regt das Belohnungssystem stark an. Das könnte unsere Vorliebe für Schokolade erklären. Wer die eigene Gewichtszunahme stoppen oder das angesammelte „Hüftgold“ loswerden will, sollte sich über Fett und Kohlenhydrate schlaumachen. Dabei spielt der Zucker eine zentrale Rolle.
Der süße Geschmack steht zunächst einmal für etwas Gutes. Bereits der Säugling braucht und mag die Muttermilch mit dem darin enthaltenen Milchzucker. Auch in der Evolution steht das Süße für gesunde Nahrung, erklärt Ernährungsberaterin Marlis John: „Alles, was süß ist, mögen wir, das gibt uns Energie.“
Doch ein überhöhter Zuckerkonsum tut uns nicht gut und ist meist mitverantwortlich für Übergewicht. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Zuckermenge von 25 Gramm am Tag. Im Durchschnitt nimmt jeder Deutsche jedoch mit 93 Gramm täglich zu viel davon zu sich.
Versteckter Zucker
Ein Ansatz für eine Gewichtsreduktion wäre es, einmal zusammenzurechnen, wie viel versteckter Zucker nur in den Zwischenmahlzeiten enthalten ist – in Fruchtjoghurt, Limonade, Schokoriegeln oder Gummibärchen. Die Angaben dazu sind auf den Zutatenlisten abgedruckt. Damit können die Kalorienfallen ausgemacht werden, im nächsten Schritt ließen sich die knapp 100 Gramm Zucker täglich schrittweise reduzieren.
Nach einem Stück Torte oder einem Kaffee mit Milch und Zucker steigt der Blutzuckerspiegel extrem an und der Körper schickt viel Insulin in die Blutbahn. Mit diesem in der Bauchspeicheldrüse produzierten Hormon wird der Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel sinkt. „Auf starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels aufgrund von häufigen Zwischenmahlzeiten sowie durch den daraus resultierenden erhöhten Insulinspiegel reagieren wir mit Hunger“, erklärt Ernährungsberaterin Marlis John. Die Menschen gewöhnen sich geradezu daran, ständig etwas essen und trinken zu müssen.
Wehrlos ausgeliefert?
Die Lebensmittelindustrie steht in der Kritik, zu viel Zucker, aber auch Fett und Salz in den Lebensmitteln zu verarbeiten. Doch die Verbraucher sind dem nicht machtlos ausgeliefert. Verbraucher sollten die Zutatenliste und den Energiegehalt verschiedener Produkte vergleichen – und nicht zuletzt kann er kalorienhaltige Getränke auch durch Tee oder Wasser ersetzen. Jeder bestimmt, was er zu sich nimmt oder nicht. Und jeder ist für sich selbst verantwortlich.
Literatur: Margret Bielenberg und Jochen Mertens: "Herr Mertens nimmt ab", Verlag Umsorgt wohnen, 256 Seiten, ISBN 978-3-941 891-11-1, 19,90 Euro. Weiterführende Informationen im Internet auf www.herr-mertens-nimmt-ab.de. In diesen Lebensmitteln stecken insgesamt 213 Gramm Zucker, das entspricht etwa 63 Zuckerwürfeln.
Autor:Jochen Mertens aus Mitte |
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