Noch stehen die Platanen
Entscheidet am Ende ein Gericht über Fällung der Bäume am Arc de 124,5°?
Die Vegetationsperiode hat begonnen. Und noch stehen sie, die acht Bäume zu beiden Seiten des „Arc de 124,5°“ des französischen Bildhauers Bernar Venets auf dem Mittelstreifen vor der Urania.
Der Künstler, die französische Republik, die den Bogen 1987 zur 750 Jahr-Feier der Stadt geschenkt hat, und die Senatskanzlei wollen die Bäume entfernen lassen, um dem Kunstwerk die angemessene Raumwirkung (wieder) zurückzugeben.
Seit viereinhalb Jahren bemühe sich der Künstler beziehungsweise sein Freundeskreis bei Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD), für eine angemessene Gestaltung des Umfelds des Kunstwerks zu sorgen, erklärt eine Vertraute von Venet. Das verbindliche Angebot des Künstlers, im Gegenzug für 40 000 Euro Bäume nachpflanzen zu lassen, sei nicht ohne, so die Frau.
Nach einem hitzigen Schlagabtausch in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte eine Mehrheit der Verordneten von SPD, CDU, FDP und AfD für das Abholzen gestimmt. Die Grünen sind strikt dagegen. Das Fällen gesunder Bäume in Zeiten des Klimawandels sei absurd, meint deren Fraktionschef Rainer Penk.
Man wolle in keiner französischen Zeitung Titel wie „Sind wir den Deutschen keine acht Platanen wert?“ lesen, sagt hingegen Ralf Olschewski von der CDU noch unter dem Eindruck einer Ausschusssitzung Ende Januar, in der Vertreter der französischen Botschaft den Umgang mit Venets Skulpur sogar als „unfreundlichen Akt“ bezeichnet hatten; in der Diplomatensprache ein heftiger Vorwurf. Die Franzosen kündigten an, in der Sache bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vorstellig zu werden.
Auch wenn eine Mehrheit in der BVV für die Fällung gestimmt habe, würden Bäume und Kunstwerk noch lange harmonisch zusammenstehen, entgegnet der grüne Verordnete Bertram von Boxberg. Schließlich seien bei allen Fällungen die Naturschutzgesetze einzuhalten. „Da wird das letzte Wort in dieser Sache womöglich auch von keinem BVV-Beschluss, keinem Regierenden Bürgermeister und keiner Ministerin, sondern von einem Gericht kommen.“
Inzwischen haben 850 Bürger eine Petition für den Erhalt der Bäume unterzeichnet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz hat sich eingeschaltet. Gesunde Bäume in der Stadt seien keine austauschbare Verfügungsmasse wie Möbelstücke oder Zimmerdeko.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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