Zu wertvoll für den Abwasserkanal
Initiative "Volle Kanne Nachbarschaft" aus der Kulmer Straße gewinnt Klimaschutzpreis

Florian Dietrich und Klara Adam vor dem Fallrohr, an dem  die erste Regentonne stehen soll. | Foto:  Schilp
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Auf dem Land sind Regentonnen oft selbstverständlich, in der Großstadt eine Seltenheit. Das wollen Klara Adam und Florian Dietrich ändern. Sie wohnen in der Kulmer Straße, sind Mitbegründer der Initiative „Volle Kanne Nachbarschaft“ und haben beim Ideenwettbewerb Klimaschutz der nebenan.de-Stiftung 3000 Euro gewonnen.

Ihr Vorhaben leuchtet sofort ein: Vor den Häusern, direkt an den Fallrohren, sollen Kunststofftonnen mit einem Fassungsvermögen von bis zu 800 Litern stehen. Regnet es, dann verschwindet das wertvolle Wasser nicht in der Kanalisation, sondern kann zum Gießen von Bäumen und Blumen verwendet werden. Einfache Technik verhindert ein Überlaufen der Behälter. Im Winter müssen sie einfach entleert und der Zulauf geschlossen werden. „Dafür finden wir einen Paten in jedem Haus“, ist sich Dietrich sicher.

Gärtnern auf dem Hinterhof

Das Projekt hat eine längere Vorgeschichte. Als das Paar vor ein paar Jahren in die Kulmer Straße zogen, freute es sich darüber, dass es auf dem Innenhof keine trennenden Zäune zu den Nachbargrundstücken gab. Allerdings führten dort 20 verwilderte Katzen ein strenges Regiment und verleideten einen entspannten Aufenthalt, erzählt Adam. Der Tierschutz kümmerte sich um die Streuner. Heute leben nur noch einige von ihnen auf den vier zusammenhängenden Höfen. Inzwischen hatten sich die Nachbarn kennengelernt, einen kleinen Spielplatz für die Kinder geschaffen, einen Komposthaufen angelegt und begonnen zu gärtnern. „Doch wir wollen die Pflanzen nicht mit Trinkwasser gießen, dazu ist es viel zu schade“, sagt Florian Dietrich. So wurde die Idee geboren, auf dem Innenhof Regentonnen aufzustellen. Die Gewobag als Vermieterin hat dazu ihr grundsätzliches Okay gegeben und versprochen, Gespräche mit den angrenzenden Hausverwaltungen zu führen. Bei den Tonnen vor den Häusern muss allerdings auch das Bezirksamt zustimmen.

Nachahmer willkommen

Dass es geht, zeigt das Beispiel Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort sind im Frühjahr zwei Regenwasserbehälter in der Fritschestraße angeschlossen worden, ebenfalls angeregt von der Nachbarschaft. Unterstützt wurde das Ganze von der bundesweiten Initiative Wassertanke.org, zu der auch die Schöneberger engen Kontakt haben. Klara Adam und Florian Dietrich hoffen, dass sie zügig grünes Licht bekommen. „Von den 3000 Euro Preisgeld könnten wir sofort drei bis vier Tonnen kaufen“, so Dietrich. Er hofft auf viele Nachahmer und auch auf Projekte im großen Stil. Denn würde der Regen von allen Dachflächen der Stadt aufgefangen und genutzt, dann wäre ein Riesenanteil des Brauchwasserbedarfs gedeckt, sagt er. In Zeiten des Klimawandels, der sowohl starke Trockenheit als auch Starkregen mit sich bringt, eine echte Investition in die Zukunft.

Die Initiative „Volle Kanne Nachbarschaft“ gehört übrigens zu fünf Gewinnern, die sich in zwei Runden gegen rund 450 Bewerber bundesweit durchsetzten. Wer sich für das Projekt interessiert oder es unterstützen möchte, kann per E-Mail Florian.Dietrich@gmx.net Kontakt aufnehmen.

Florian Dietrich und Klara Adam vor dem Fallrohr, an dem  die erste Regentonne stehen soll. | Foto:  Schilp
Hoch die Kannen: Florian Dietrich und Klara Adam auf ihrem grünen Innenhof. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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