Aktiv im südlichsten Zipfel Schönebergs
Initiative will Bewohner zusammenbringen und freut sich über neue Mitstreiter

Juliane Bolbrinker und Doro Geiger auf dem Parklet vor dem Treff "Der Nachbar" in der Cranachstraße 7. | Foto: Schilp
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Vor knapp zwei Jahren hat sich im Malerviertel die Initiative „Nimm Platz“ zusammengefunden. Ihr Ziel ist es, den Kiez rund um den Dürerplatz lebenswerter zu machen, Begegnungsorte für Menschen zu schaffen und Veranstaltungen zu organisieren, von denen möglichst viele etwas haben.

Das erste sichtbare Zeichen steht seit gut einem Jahr: ein Parklet vor dem Treffpunkt „Der Nachbar“ in der Cranachstraße 7. Fördermittel von Bezirk und Senat machten den Bau der zwei mal vier Meter großen Sitzgelegenheit möglich. Sie werde gut genutzt, erzählen Doro Geiger und Juliane Bolbrinker von der Initiative. Ältere ruhen sich auf dem Weg zum Einkauf aus und halten ein Schwätzchen, in den Abendstunden treffen sich ab und zu Jugendliche, und auch andere Anwohner setzen sich gerne. „Es ist noch nichts kaputtgegangen, auch Müll bleibt kaum liegen“, so Juliane Bolbrinker.

Sie war von Anfang an bei der Initiative dabei. Während der Coronazeit mit viel Homeoffice hatte sich ihr Blick auf den Kiez geändert. Es fiel ihr zum Beispiel auf, wie schwer es ist, mit dem Fahrrad durch die zugeparkten Straßen zu kommen. „Wie ist das erst mit Rollstuhl oder Rollator, habe ich mich gefragt“, so Bolbrinker. Auch der Müll auf etlichen Straßen, der schlechte Zustand der Bäume auf dem Dürerplatz und die vielen asphaltierten Flächen stachen ihr ins Auge.

Der Dürerplatz könnte einladender sein. Im Hintergrund die Stadtautobahn und der Eingang zum Tunnel.  | Foto: Schilp
  • Der Dürerplatz könnte einladender sein. Im Hintergrund die Stadtautobahn und der Eingang zum Tunnel.
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Ihr und einer Handvoll Mitstreiterinnen und Mitstreiter war schnell klar: Sie mussten Kontakt mit dem Bezirksamt aufnehmen und nach Plänen im Kiez fragen. Dabei kam zwar erst einmal nicht viel heraus, aber ein wichtiger Schritt zur Vernetzung war getan. Mit dem Treff „Der Nachbar“, der auch mobile Stadtteilarbeit leistet, gab es von Anfang eine gute Zusammenarbeit.

Im vergangenen Jahr organisierte die Truppe dann erste Spaziergänge im Kiez, bei denen es um Insekten, essbare Wildkräuter und Klimawandel ging, auch einen Trödelmarkt stellten sie auf die Beine. „Für die Veranstaltungen muss niemand zahlen, das ist eine unserer Grundideen“, sagt Doro Geiger. Die gebürtige Berlinerin ist erst vor wenigen Jahren an den Dürerplatz gezogen. Ihr erster Eindruck war: schlecht. Vor allem wegen des Verkehrslärms, denn das Malerviertel ist vom schicken Friedenau durch Stadtautobahn und S-Bahn-Trasse getrennt. Doch beim näheren Hinsehen erblickte sie viel „vom alten Berlin“, wie sie sagt: kleine Läden, schöne Häuser, Kiezatmosphäre.

Die Stadtautobahn führt direkt am Dürerplatz vorbei.  | Foto: Schilp
  • Die Stadtautobahn führt direkt am Dürerplatz vorbei.
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Doch, wie erwähnt, es gibt einiges zu tun. Eines der großen Ziele ist die Verschönerung des Dürerplatzes. „Er wird zwar genutzt, ist aber lieblos gestaltet und verlottert“, so Bolbrinker. Nicht besser macht es die Tatsache, dass eine große Erdgeschossfläche nach dem Auszug eines Discounters leer steht und vor sich hin gammelt. Inzwischen hat die Initiative die Anwohner nach ihren Wünschen gefragt. Spiel- und Sitzmöglichkeiten, ein Trinkwasserbrunnen, neues Gewerbe, mehr Grün – so lauteten die häufigsten Antworten. Dafür will sich „Nimm Platz“ nach Kräften einsetzen.

Weitere Baustelle ist die Unterführung. Vom Dürerplatz gelangen die Anwohner über die Rembrandtstraße zu einem Tunnel, der die Autobahn unterquert und zum S-Bahnhof Friedenau führt. Vor allem müsse er heller und freundlicher werden, meint die Initiative. Etliche Fußgänger fühlten sich im Tunnel unsicher, spätestens seitdem Anfang des Jahres ein 62-jähriger Mann in den frühen Morgenstunden ganz in der Nähe beraubt und getötet wurde. Der Täter ist immer noch nicht gefasst.

Der Tunnel unterquert die Autobahn und S-Bahn-Trasse. | Foto: Schilp
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Bolbrinker und Geiger könnten sich gut vorstellen, Kinder und Jugendliche in eine Neugestaltung der Unterführung einzubeziehen und gemeinsam mit dem Verein Gangway eine Graffiti-Aktion zu organisieren. Aber dabei – und auch bei einer besseren Beleuchtung – müssen die Eigentümer mitspielen. Und das sind zwei: die Autobahn GmbH des Bundes und die Deutsche Bahn. Auch hier wartet also Arbeit. Mindestens genauso schwierig wird es sein, einen anderen Wunsch zu verwirklichen. Die Initiative sähe es gerne, wenn der Weg zum Tunnel autofrei wäre. Dazu müsste die Rembrandtstraße links und rechts als Sackgasse enden und die Fläche vor dem Zugang könnte Teil des Dürerplatzes werden.

Bei diesen großen Zielen werden aber die kleineren nicht aus den Augen verloren. So gab es gerade einen Workshop, bei dem junge und ältere Anwohner Plakate für mehr Sauberkeit im Kiez gestaltet haben. Die Ergebnisse werden im Oktober zu sehen sein. Außerdem trifft sich die Initiative jeden letzten Sonnabend im Monat um 10 Uhr zum Müllsammeln auf dem Dürerplatz. Weitere Workshops sind fest in Planung. Wer bei der Initiative mitmachen, Näheres erfahren möchte oder neue Ideen hat, kann sich gerne unter infos@nimm-platz-malerviertel.de oder ¿32 50 08 51 melden. Infos gibt es auch unter www.nimm-platz-malerviertel.de

Eine Gelegenheit, den Dürerplatz und Bewohner des Musikerviertels kennenzulernen, gibt es am Sonnabend, 14. September. Um 19.30 Uhr wird dort der Dokumentarfilm „Hausnummer Null“ von Lilith Kugler gezeigt. Die Regisseurin erzählt darin von dem obdachlosen und drogenabhängigen Chris, der lange in der Unterführung gehaust hat – umsorgt von der Nachbarschaft. Auch Doro Geiger und Juliane Bolbrinker kennen den jungen Mann. Vor der Filmvorführung gibt es um 17 Uhr ein Konzert, um 18 Uhr folgt eine Diskussion zum Thema Obdachlosigkeit.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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