Flieg, kleiner Falke
Jungvogel vom Gasometer in der Naturschutzstation Marienfelde aufgepäppelt

Gar nicht scheu: der drei Monate Euref-Turmfalke kurz vor seinem Flug in die Freiheit. | Foto: KEN
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  • Gar nicht scheu: der drei Monate Euref-Turmfalke kurz vor seinem Flug in die Freiheit.
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Auf dem Euref-Campus wuselt es vor Büromenschen und Bauleuten. Einer, der den Platz um die Mittagszeit quert, fällt auf. Es ist Tempelhof-Schönebergs Naturranger Björn Lindner. Er trägt Olivgrün und eine Katzentransportbox. Er hat an diesem 29. August eine besondere Mission.

Björn Lindner trifft sich mit Maria Müller, Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden der Euref AG, Reinhard Müller. In der Box sitzt allerdings keine Katze, sondern ein etwa drei Monate altes Turmfalkenmännchen. Maria Müller und Björn Lindner wollen den Jungvogel auf den Gasometer hinaufbringen. Dort, in luftigen 80 Metern Höhe, wird er freigelassen. „Jetzt muss er zusehen, dass er selbst zurechtkommt“, sagt der Ranger von der Naturschutzstation Marienfelde.

Vor zwei Jahren war entdeckt worden, dass sich ein Turmfalkenpaar den Gasometer als Brutort ausgesucht hatte. Da die Vogelart streng geschützt ist, durften während der Brutzeit keine Besucher hinaufsteigen. Um für mehr Akzeptanz beim Publikum zu werben, ließ das Ehepaar Müller später auf dem Gasometer ein Bruthäuschen samt Videokamera installieren. Das Geschehen oben lässt sich seither auf großen Bildschirmen in den Cafés unten auf dem Campus verfolgen. 2018 brüteten die Euref-Falken allerdings nicht. Aber in diesem Jahr war es wieder soweit. Der Kandidat, der den Abflug machen sollte, wurde im zarten Alter von 35 Tagen flügge. „Aber mit dem ersten Flugversuch hat es nicht geklappt“, erzählt Björn Lindner. „Wir haben ihn am Fuß des Gasometer gefunden“, ergänzt Maria Müller.

Der Turmfalke wurde dann zu Björn Lindner in die Naturschutzstation am Diedersdorfer Weg gebracht. Dort wurde er fit fürs Fliegen gemacht. „Jetzt hat er das richtige Gewicht dafür“, sagt der Naturranger. Normal ernährte Turmfalkenmännchen wiegen im Schnitt etwa 200 Gramm.

Bevor es hinaufgeht, holt Naturranger Lindner den Jungfalken aus der Box. Der ist gar nicht scheu. Nach einigen Minuten sind Maria Müller und Björn Lindner mit dem schönen Exemplar – übrigens Vogels des Jahres 2007 – auf den Gasometer gestiegen. Sie gehen auf die Südostseite. Dann ist von unten auf einmal ein winziger schwarzer Punkt am blauen Himmel über Schöneberg zu sehen. Wir wünschen dem kleinen Falken viel Glück. 50 Prozent überleben das erste Lebensjahr. Turmfalken können bis zu 18 Jahre alt werden.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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