Blaue Detektive orten Lecks
Wasserbetriebe prüfen Trinkwasserrohre mit Geräuschsensoren

Leck im Rohr oder nicht? Harald Nixdorf und Michael Radde (r.) lesen die Daten des Loggers aus.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Leck im Rohr oder nicht? Harald Nixdorf und Michael Radde (r.) lesen die Daten des Loggers aus.
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Rohrbrüche sind ärgerlich und teuer. Laut Wasserbetrieben werden sie aber seltener. Das liegt auch daran, dass die Rohrnetzinspekteure Tag für Tag unterirdisch nach Lecks suchen.

Die Wasserbetriebe sind mit einem Störfahrzeug vorgefahren. Aber keine Panik: Auf der Torgauer Straße ist kein Wasserrohr geplatzt. Harald Nixdorf und Michael Radde demonstrieren heute nur, wie sie unterirdisch auf Lecksuche gehen. Vorbeugende Instandhaltung nennen die Rohrnetzinspekteure das.

Alle fünf bis sechs Jahre kontrollieren Mitarbeiter der Berliner Wasserbetriebe die Trinkwasserrohre mit Hilfe von Geräuschsensoren, um in eineinhalb Metern Tiefe Löcher im Netz zu entdecken, auch wenn oben auf der Straße (noch) kein Wasser zu sehen ist. Akustische Zonenüberwachung (AZ) heißt das bei den Wasserbetrieben. Selbst winzige Löcher im Rohr verursachen andere Geräusche als „normal“ fließendes Wasser. Dieses Leck-Geräusch erreicht den Schieber (Absperrarmatur am Rohr) oder den Hydranten rechts und links vom Schaden zu unterschiedlichen Zeiten. Es kommt darauf an, wie weit das Leck entfernt ist. Die Geräuschsensoren, sogenannte AZ-Logger, setzen die Mitarbeiter in bestimmten Abständen einfach auf die Armatur. Die Logger funken ihre Daten dann direkt auf den Computer oder das Tablet. Aus den Daten der Geräusche und den wichtigsten Daten zum Trinkwasserrohr wie Material und Größe errechnet die spezielle Software den genauen Ort des Lecks. „So finden wir selbst stecknadelgroße Löcher“, sagt Harald Nixdorf.

Winziges Loch kann großen Schaden verursachen

Etwa 20 Mal im Jahr werden die Spezialisten im gut 7800 Kilometer langen Trinkwassernetz Berlins fündig. Den Schaden gilt es dann schnell zu beseitigen. Denn: „Allein durch ein nur drei Millimeter großes Loch könnten pro Monat unbemerkt rund 350 000 Liter Wasser verschwinden“, informiert Jens Feddern, neuer Chef der Berliner Wasserbetriebe. „Das ist in etwa so viel wie rund 100 Berliner in einem Monat verbrauchen.“ Die Qualitätsfahnder suchen darum nicht nur Tag für Tag nach Löchern im Wasserrohrnetz. Nach Reparaturen oder Neuverlegungen befahren sie die Wasserrohre auch mit Kameras. Laut Wasserbetrieben rauschen jeden Tag rund 590 000 Liter Trinkwasser durch die Leitungen, etwa zwei Prozent gehen davon durch Lecks verloren. „Damit liegen wir aber immer noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 5,2 Prozent“, so Feddern.

100 Jahre sollen Leitungen halten

Im Schnitt sind die Berliner Haupt- und Versorgungsleitungen rund 58 Jahre alt. Halten sollen sie 100 Jahre. Pro Jahr zählen die Wasserbetriebe etwa 500 Rohrbrüche. Wie zuletzt im Oktober auf der Frankfurter Allee in Lichtenberg und davor im Februar in Hermsdorf, wo der Bruch der Wasserleitung dazu führte, dass ein gut vier Meter großer Krater entstand und Keller überflutet wurden. „Solche Großereignisse kommen normalerweise nur etwa alle zwei Jahre vor“, sagt der Chef der Wasserbetriebe. „Tatsächlich sinkt durch unsere vorbeugende Instandhaltung die Zahl der Schäden an Haupt- und Versorgungsleitungen seit rund 25 Jahren stetig. 2020 hatten wir fast zwei Drittel weniger Rohrbrüche als damals und das, obwohl das Netz heute 157 Kilometer länger ist.“

Jedes Jahr werden laut Unternehmen zwischen 45 und 52 Kilometer Trinkwasserleitungen erneuert oder saniert. Das kostet die Wasserbetriebe bis zu 85 Millionen Euro.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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