Der Stolz der Stadtväter
Die erste kommunale U-Bahnline Deutschlands wurde in Schöneberg gebaut
Sie war der ganze Stolz der Schöneberger Stadtväter: die Untergrundbahn zwischen Nollendorf- und Innsbrucker Platz. Die heutige Linie 4 war die erste kommunale U-Bahnlinie Deutschlands. Heute ist sie Berlins kürzeste.
Nach nur zweijähriger Bauzeit konnte die 2,9 Kilometer lange Strecke am 1. Dezember 1910 eröffnet werden. Ihre fünf Stationen sind Nollendorfplatz), Viktoria-Luise-Platz und Bayerischer Platz, Stadtpark (seit 1951 Rathaus Schöneberg) und Hauptstraße (seit 1933 die Endstation Innsbrucker Platz).
Gebaut wurden eine Kehr- und Abstellanlage und eine Betriebswerkstatt südlich der Hauptstraße. Als 1926 der neue Umsteigebahnhof am Nollendorfplatz in Betrieb genommen wurde, war die Schöneberger Werkstatt überflüssig. Sie wurde 1932 stillgelegt. Auf ihrem Gelände an der Otzenstraße steht die frühere Waldenburg-Oberschule (heute Friedenauer Gemeinschaftsschule). Eine Besonderheit beim Bau der U-Bahnstrecke war das gleichzeitige Anlegen des Rudolph-Wilde-Parks am Rathaus Schöneberg. Er sollte auf einem sumpfigen und morastigen Gelände, einem Fenn, entstehen. Um das Areal trockenzulegen und aufzuschütten, verwendete man den Aushub der U-Bahntunnel, insgesamt 850 000 Kubikmeter Boden.
Während zum ersten Spatenstich der Schöneberger U-Bahn ein Volksfest gefeiert wurde, gingen die Stadtoberen die Einweihung dann ruhiger an. Im Monat zuvor war Bürgermeister Rudolph Wilde gestorben.
Mit der Bauausführung und der Lieferung der 2,3 Meter breiten Fahrzeuge hatte die damals selbständige Stadt Schöneberg die Siemens & Halske AG beauftragt. Die Schöneberger U-Bahnstrecke wurde wie die heutigen Linien U1, U2 und U3 im Kleinprofil gebaut. Denn eine Anbindung an das Netz der Berliner Hochbahngesellschaft war geplant.
Gebaut wurde „unter Pflaster“. Das heißt, der Tunnel verläuft direkt unter dem Straßenpflaster und kann in offener Bauweise errichtet werden. Die Bezeichnung „Unterpflasterbahn“ hat Werner von Siemens geprägt.
Die Idee für die U-Bahn wurde bereits 1903 geboren. Schöneberg wollte sein Stadtgebiet gut erschließen. Es gab Gespräche mit der Berliner Hochbahngesellschaft. Die Verhandlungen scheiterten, weil die Berliner sich bei der kurzen Strecke keine Gewinne ausrechneten. Also beschloss die Stadt Schöneberg, selbst zu bauen. Sie blieb Eigentümer der Strecke. Der Betrieb ging aber an die Berliner Hochbahngesellschaft. Nach den historischen Quellen war einen Tag vor der Eröffnung eine Tarifgemeinschaft vereinbart worden.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.