Autohaus König stellt Flüchtlinge ein
Schöneberg. Ezzeldin Ali Abdel Aziz (19) floh aus Ägypten und entwickelte sich im Autohaus König in Schöneberg als Mechatroniker-Lehrling zum echten Senkrechstarter.
Das Autohaus integriert Flüchtlinge und freut sich vor allem über Nachwuchskräfte. Arbeit ist der wichtigste Anker in einem neuen Land, unter den offenen Stellen die Richtige zu finden erscheint allerdings am Anfang noch wie ein Hexenwerk. Sprachbarrieren sind nur ein Hindernis von vielen, dem wirken Willkommensklassen entgegen. Dennoch schaffen es längst nicht alle, gut unterzukommen.
Das Autohaus König heißt Flüchtlinge in allen 24 Filialen willkommen. Das Unternehmen hilft auch finanziell bei der Integration, erst kürzlich spendierte es seinem frischgebackenen Azubi aus Ägypten einen Sprachkurs und sammelte Geld für Lehrbücher.
Der Weg ins König-Unternehmen beginnt mit einem vierwöchigen Praktikum. So lässt sich am besten erkennen, ob Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf einer Wellenlänge sind. Viele stellen schon nach einigen Tagen fest, dass der Job nichts für sie ist. Der 19-jährige Ezzeldin aus Kairo aber hat das Team so stark überzeugt, dass er noch im Praktikum das Angebot bekam, seine Ausbildung als Kfz Mechatroniker anzutreten.
„Ich bin glücklich, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Ezzeldin. Vor wenigen Monaten war er in Deutschland angekommen, ganz allein, ohne Familie. Die Eltern und Geschwister blieben in Kairo zurück. Er flüchtete vor der politischen und wirtschaftlichen Krise, die seinen Vater arbeitslos machte und seine Familie in finanzielle Nöte drängte. Und vor dem schroffen Wehrdienst.
Eine Alternative zur Flucht gab es für ihn nicht, denn in die heimische Armee eingezogen zu werden, war für ihn unvorstellbar: „Wenn sie den Befehl zum Töten geben, dann muss ich töten. Und das kann ich nicht.“
Aktuell lebt Ezzeldin in Marzahn. Seine Schicht beginnt um 6 Uhr, um 4 Uhr steht er auf. Nichts scheint ihn zu betrüben, er wirkt freundlich und ausgeglichen. Er ist im Team angekommen. „Mit meinem Job möchte ich später genug Geld verdienen, um ganz normal leben zu können. Auf Luxus kommt es mir nicht an“, sagt Ezzeldin. Wissen sei der wahre Reichtum. Gern würde er in Berlin bleiben, einen deutschen Pass bekommen, aber auch die Möglichkeit haben, seine Familie zu besuchen. „Ohne Familie geht es nicht“, sagt er und geht wieder in die Werkstatt, denn die Arbeit ruft.
Autor:Silvia Möller aus Wedding |
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