Grüne fordern geschichtliche Aufarbeitung
Ofenbauer in Holocaust verstrickt

Die thüringische Landeshauptstadt Erfurt hat einen ehemaligen Firmensitz zum Erinnerungsort umgestaltet. In der Dauerausstellung „Die Ofenbauer von Auschwitz“ wird die Geschichte des Unternehmens Topf & Söhne und seine Verstrickung in den Holocaust aufgezeigt.

Topf & Söhne installierten Krematoriumsöfen in Konzentrations- und Vernichtungslagern. Eine ähnliche historische Aufarbeitung wollen die Grünen für die Schöneberger Firma H. Kori GmbH erreichen. Die Kori GmbH, Konkurrent von Topf & Söhne, wurde 1887 von Ingenieur Heinrich Kori (1860-1938) in der Dennewitzstraße 35 gegründet. Das Unternehmen wurde für seine Abfall-Verbrennungsöfen und Luftheizungen, wie sie vorzugsweise in Kirchen verwendet wurden, bekannt. Später baute Kori auch Krematoriumsöfen.

Während des Nationalsozialismus installierte die H. Kori GmbH Öfen zur Verbrennung von Leichen in den KZ Stutthof, Neuengamme, Ravensbrück, Vught, Bergen-Belsen, Sachsenhausen, Mittelbau-Dora, Majdanek, Groß-Rosen, Flossenbürg, Hersbruck, Blechhammer, Trzebinia, Natzweiler-Struthof, Dachau, Mauthausen, Melk und Ebensee sowie in den „Euthanasie“-Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein, Bernburg, Hadamar und Hartheim.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Kori seine unternehmerische Tätigkeit fort. Bis 1976 wurden in der Dennewitzstraße Kirchen- und Großraumheizungen, Zentralheizungs- und Lüftungsanlagen, Verbrennungsöfen für Abfälle aller Art, Müllschluckanlagen und Feuerungsanlagen hergestellt. Danach wurde die Produktion in die Rudower Straße 122 in Neukölln verlagert. 2003 stellte Kori den Betrieb ein. Erst 2012 löste das Amtsgericht Charlottenburg die vermögenslose Gesellschaft auf und strich sie aus dem Handelsregister.

Die Grünen fordern nun, in der Dennewitzstraße eine Gedenktafel anzubringen. Darüber hinaus soll das Bezirksamt die Geschichte von Kori erforschen lassen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen. Dabei könnte laut Grünen-Fraktion in der BVV eine Zusammenarbeit mit Erfurt von Nutzen sein. Dort recherchiert man gerade Quellenmaterial zur Kori GmbH und hat Kontakt zu KZ- und Gedenkstätten geknüpft.  Über das Thema werden die Mitglieder des Ausschusses der BVV für Bibliotheken, Bildung und Kultur voraussichtlich in ihrer Sitzung am 7. Februar debattieren.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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