Es fehlt noch Personal
Probea stellt Anmeldbescheinigungen für Sexarbeiter aus
Die Prostituiertenberatung und -anmeldung Berlin (Probea) im Rathaus Schöneberg, die die nach dem Prostituiertenschutzgesetz verpflichtenden Anmeldebescheinigungen ausstellt, hat am 12. Februar ihre Arbeit für ganz Berlin aufgenommen. Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) zieht eine erste Bilanz.
Der Anfang war holprig. Nach dem Inkrafttreten des Gesetzes „zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes sowie zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen“ am 1. Juli 2017 passierte in Berlin zunächst einmal nichts. Erst am 12. Dezember erklärte sich Tempelhof-Schöneberg mit seinem großen Rotlichtmilieu bereit, Beratung und Anmeldung für das horizontale Gewerbe zu übernehmen. Zwei Monate später nahm Probea die Arbeit auf. Vorerst wurden aber nur vorläufige Anmeldungen ausgestellt. Seit Februar waren das 545, zu 95 Prozent an weibliche Prostituierte. In Berlin gibt es schätzungsweise 8000 Personen, die der gewerbsmäßigen Prostitution nachgehen, überwiegend in Schöneberg, Mitte und Charlottenburg.
Für Probea müssen noch Mitarbeiter gefunden werden. Von den vorgesehenen acht Stellen sind derzeit drei besetzt; in der dazugehörigen Gesundheitsberatung arbeiten fünf Sozialpädagoginnen und zwei medizinische Fachkräfte. Geplant ist dort die Einstellung von vier weiteren Sozialpädagogen und einer medizinischen Fachkraft. Der Senat hat für jede Stelle 50 000 Euro pro Jahr zugesagt.
Zwar arbeitet Probea geräuschlos innerhalb der Bezirksverwaltung im Rathaus. Doch will Bürgermeisterin Angelika Schöttler die Behörde näher am Straßenstrich im Kurfürstenkiez haben. Aber eine passende Immobilie mit 16 Einzelbüros und Wartebereichen dort zu finden, scheint angesichts der Gewerbemieten fast aussichtslos.
Nachdem am 1. Mai auch die Gesundheitsberatungsstelle mit ihrer Aufklärungs- und Informationsarbeit begonnen hat – eine gynäkologische Untersuchung findet indes nicht statt –, gibt Probea seit 1. Juli nun „echte“ Anmeldebescheinigungen für die ganze Stadt aus. Es gibt eine Kooperation mit einem Dolmetschtelefondienst und zahlreichen Sozialträgern.
Seither hat die Stelle 244 Termine vergeben und 87 Bescheinigungen ausgestellt. Bürgermeisterin Schöttler hofft, bis Jahresende den Rückstand aufzuholen. Ende November werden die vorläufigen Bescheinigungen ungültig. Knapp die Hälfte der Bescheinigungen erhielten rumänische und bulgarische Sexarbeiter. Fälle von Zwangsprostitution seien noch nicht aufgetreten, sagt Probea-Leiter Jan Grunow.
„Die Beratungsstelle will niemanden von diesem Job abbringen“, so Grunow weiter. Aber es lasse sich schon herausfinden, ob es den Leuten in diesem Gewerbe gut geht. „Wir haben hier tatsächlich die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und können beispielsweise auch auf die Problemlagen einwirken, die mit dem Straßenstrich einhergehen“, meint Angelika Schöttler. Die sind allerdings im Kurfürstenkiez sehr groß.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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