Nach Aufräumaktion: Staaken bekommt einen „Naturerfahrungsraum“ für Kinder
Staaken. Rutschen oder Klettertürme gibt es nicht – dafür laden Äste zum Balancieren, Bäume zum Erklimmen und dichte Büsche zum Versteckspiel ein. In Staaken entsteht derzeit ein „Naturerfahrungsraum“ für Kinder.
Die erste Ladung Sperrmüll karrte ein Lastwagen schon nach einer guten Stunde ab, flugs stapelten sich dann erneut Metallteile und Holzlatten am Wegrand: Begeistert und voller Elan durchkämmten Staakener Kinder am 14. April ein 6400 Quadratmeter großes Gelände zwischen Spiero- und Cosmarweg – und sammelten haufenweise Unrat. Die mehrstündige Aufräumaktion war Teil eines Projekts, das die bislang als Müllhalde und Hundeklo zweckentfremdete, bezirkseigene Grünanlage in einen neuen Spielplatz verwandeln soll. Einen, der ohne die üblichen Spielgeräte auskommt – denn es geht nicht allein um Spaß und Zeitvertreib, sondern vor allem um Begegnungen mit nahezu ursprünglicher Natur.
Die Idee stammt aus den 1990er-Jahren. Weil in den Großstädten Orte fehlen, an denen Kinder unbekümmert, ohne Verbote, strenge Richtlinien und ständige Gängelei die Natur spielerisch entdecken können, entwickelten Bremer Planer damals das Konzept der „Naturerfahrungsräume“ (NER). Die speziellen Freiräume sollten den Kindern mehr Lebensqualität bieten und den Nachwuchs gleichzeitig für die Umwelt sensibilisieren. Ein bei der Stiftung Naturschutz Berlin angesiedeltes Pilotprojekt will nun auch für ein flächendeckendes NER-Angebot in der Hauptstadt sorgen. Der Spieroweg zählt dazu. „Unseren Kindern wird die Natur immer fremder, weil ihnen die Erlebnisse in Wäldern, auf Wiesen und am Wasser fehlen“, weiß Irma Stopka von der Stiftung Naturschutz. „Erfahrungen, die wir als Kinder in der Natur machen, prägen uns aber – und unser späteres Verhältnis zur Tier- und Pflanzenwelt.“ Das dschungelartige Grünstück am Spieroweg eignet sich daher bestens für den ersten Spandauer NER. Mit seinen Obst- und Nussbäumen, den Brombeersträuchern, dichtem Gebüsch, wilden Blumen und lichten Wiesen lädt es die Mädchen und Jungen aus der Nachbarschaft zum ausgiebigen Erkunden ein. „Die Kinder sollen hier machen können, was sie wollen“, sagt Christian Müller vom freien Träger Staakkato, der das Pilotprojekt betreut und das Familienhaus nebenan betreibt. „Da sollen keine Erzieher eingreifen, keine Eltern mahnen. Es geht darum, sich auszuprobieren – die Kinder erziehen sich dabei schon gegenseitig.“
Wie der neue Naturspielplatz sein soll, darüber konnte der Staakener Nachwuchs ein Wörtchen mitreden und Ideen liefern. Sofern sie zum Konzept und ins Budget passten, wurden die Vorschläge umgesetzt. Mit von der Partie beim Beteiligungsverfahren im Februar waren die Mädchen und Jungen, die auch bei der Aufräumaktion so kräftig zupackten: die Klasse 3a der Christian Morgenstern Grundschule, Pippis Piraten aus der Astrid Lindgren Grundschule und die kleinen Besucher der Kita „Tausendfühler“.
Bis zum Eröffnungsfest am 6. Juni bleibt noch einiges zu tun. Das Gelände wird eingezäunt und noch um einige Kinderwünsche – wie Erdhügel und einen Wasser-Matsch-Bereich – ergänzt. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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