Wirbel um Wettbüro: Stadtteilladen soll aus Staaken-Center raus
Helle Aufregung im Staaken-Kiez: Der Stadtteilladen muss wohl aus dem Staaken-Center raus. Dafür soll ein Wettbüro rein.
Zuerst war es nur ein Gerücht. Inzwischen aber ist die Sorge begründet. Der beliebte Stadtteilladen soll aus dem Staaken-Center an der Obstallee 28 raus und ein Wettbüro stattdessen einziehen.
Diese Information erhielt das Quartiersmanagement (QM) Heerstraße auf der Stadtteilkonferenz am 30. Mai auf Nachfrage vom Centermanagement bestätigt. Wann der Stadtteilladen ausziehen muss, ist aber noch unklar. „Unser Mietvertrag wurde bisher nicht gekündigt“, sagt Quartiersmanagerin Cornelia Dittmar. Vermieter des Ladengeschäfts, das vor dem Einzug des Stadtteilladens vor vier Jahren längere Zeit leer stand, ist die Marktblick Gesellschaft für Immobilienverwaltung und Projektentwicklung mbH. Ob das Geschäft tatsächlich an ein Wettbüro vermietet werden soll, hat das Centermanagement auf Anfrage dieser Zeitung bis Redaktionsschluss nicht bestätigt.
Dem Quartiersmanagement hatte die Centerleitung den Stadtteilladen „zu günstigen Konditionen“ überlassen. „Alternative Räume in so zentraler Lage haben wir nicht. Wir mussten uns aber von Beginn an darauf einstellen, die Räume zu verlieren, wenn ein 'passender' Gewerbemieter gefunden wird“, sagt Cornelia Dittmar. Alternativ könnte der Stadtteilladen wieder Räume im Gemeinwesenzentrum, in der Stadtteilbibliothek oder in der Morgenstern-Grundschule mitnutzen, womöglich auch als Zwischenmieter in anderen leeren Gewerberäumen.
"Ein Schlag ins Gesicht"
Der Stadtteilladen käme im Kiez also irgendwo unter. „Viel gravierender ist, dass dort ein Wettbüro einziehen soll“, findet Dittmar. Ausgerechnet im QM-Quartier, nahe dem Gemeinwesenzentrum mit Stadtteil- und Familienzentrum, einer Jugendgruppe und dem KiK-Kinderclub. „Das wäre aus unserer Sicht ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich seit Jahren für eine positive Gebietsentwicklung engagieren.“ Dazu zählte das QM bisher eigentlich auch das Staaken-Center.
Vorplatz wird mit Fördergeldern neu gestaltet
Kritisch sieht auch das Bezirksamt das Wettbüro. In einem Brief ersucht Baustadtrat Frank Bewig (CDU) darum die Marktblick mbH, „von diesen Planungen Abstand zu nehmen“. Bezirk und alle Akteure vor Ort seien bemüht, das Gebiet sozial zu stabilisieren und alle Maßnahmen zu unterlassen, die kontraproduktiv seien. „Ich würde die Eröffnung eines Wettbüros als wenig hilfreich ansehen“, schreibt der Stadtrat weiter. „Insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir aktuell gemeinsam mit Ihnen und öffentlichen Fördermitteln, den Vorplatz des Staaken-Centers neu gestalten wollen.“ Einen Antrag auf Nutzungsänderung zum Wettbüro hat die Bau- und Wohnungsaufsicht vom Vermieter bis jetzt nicht vorliegen.
Sein Schreiben an Marktblick hat Frank Bewig um eine Stellungnahme des Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) ergänzt. Das Labo ist die oberste Genehmigungsbehörde für den Betrieb einer Wettvermittlungsstelle. In der Bewertung heißt es: „Grundsätzlich wäre die Wettvermittlungsstelle genehmigungspflichtig, allerdings nicht genehmigungsfähig, da sich im gleichen Gebäude eine Spielhalle befindet.“ Gemeint ist das Staaken-Center.
Inzwischen hat es im Kiez ein Bürgertreffen gegeben, organisiert vom QM am 4. Juni. Dort positionierten sich die Anwohner deutlich gegen das geplante Wettbüro und wollen jetzt Unterschriften sammeln. Und die SPD-Fraktion will in der BVV am 13. Juni über einen Antrag abstimmen lassen, der die Schließung des Stadtteilladens zugunsten eines Wettbüros verhindern soll. Die Vorsitzende der SPD-Staaken, Burgunde Grosse, und der Bundestagsabgeordnete Swen Schulz wollen Anwohner und QM unterstützen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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