Vom Dorf zum größten Spandauer Ortsteil
Dorf, Fort und Flugplatz prägen die Staakener Ortsgeschichte
Von der Zeit als kleines Dorf bis zum heute mit rund 46 000 Einwohner größtem Ortsteil von Spandau hat Staaken einen weiten Weg zurückgelegt. Wie Staaken wurde, was es heute ist, zeigt dieser Überblick.
Der Beginn. Als „Stakene“ wird Staaken am 26. März 1273 in einer Verkaufsurkunde des Bischofs Heinrich I. von Brandenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name kommt aus dem Mittelniederdeutschen und bedeutet Ort wo Knüppel, dicke Stöcke, Pfähle sind. Staaken wurde wahrscheinlich bereits viel früher – um das Jahr 1200 – von deutschen Ostkolonisten als ein Straßendorf gegründet.
Der große Nachbar. Staaken kommt 1295 in den Herrschaftsbereich der Stadt Spandau. Spandau bestimmt bis zum Jahr 1872 über Staaken, dann aber wird das Dorf selbstständig. Diese Zeit dauert bis 1920. Dann wird Staaken bei der Bildung von Groß-Berlin wiederum Teil des nun Berliner Bezirks Spandau.
Die Dorfkirche. Um 1300 wird Staaken als Pfarrdorf bezeichnet, was bedeutet, dass es dort bereits eine Kirche gegeben haben muss. Der Ursprung der heutigen Dorfkirche datiert wahrscheinlich auf das frühe 14. Jahrhundert. Nach einem Brand ist sie ungefähr zwischen 1436 und 1438 wieder aufgebaut und im 17. und 18. Jahrhundert umgestaltet worden. Die letzte umfassende Renovierung und Neugestaltung gab es zwischen den Jahren 2000 und 2002. Nach der Reformation 1517 wurde die Staakener Kirchengemeinde protestantisch-lutherisch.
Fort Hahneberg. Mit dem Bau von Fort Hahneberg, fertiggestellt 1888, bekam Staaken zum ersten Mal über den eigenen Gebietsbereich hinaus Bedeutung. Gleichzeitig markierte Fort Hahneberg den Anfang der Militärgeschichte in Staaken. Das Bauwerk wurde eigentlich für den Schutz der Festung Spandau errichtet. Sehr schnell zeigte sich aber, dass es dafür aufgrund der Entwicklung der Waffentechnik eher ungeeignet war. Bis 1945 wurde das Fort unter anderem als Kaserne und Zentralarchiv für Wehrmedizin genutzt. Auch Segelflugzeuge wurden dort in den 20er-Jahren gebaut.
Mit dem Mauerbau 1961 verschwand das Fort im Grenzbereich und war 28 Jahre nicht zugänglich. Dadurch entwickelte sich ein besonderes Biotop, das heute von der Arbeits- und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg betreut wird.
Der Flugplatz. Kein Bauwerk war für die jüngere Geschichte Staakens so prägend wie der Flugplatz. Er entstand während des Ersten Weltkriegs als Werftplatz der Zeppelinwerke, die dort Luftschiffe für das Militär bauten. Nach Kriegsende wurde daraus zunächst ein ziviler Flughafen, bei dem Zeppeline aber bald nicht mehr die dominierende Rolle spielten. In den 20er-Jahren wurde er zunächst Werks- Ausbildungs- und Übungsflughafen. Die Lufthansa betrieb hier ihre Hauptwerft, Pilotenscheine konnten absolviert werden, regelmäßig gab es Schauflugtage. In der Nazizeit bekamen der Flughafen und sein Umfeld eine nahezu vollständige militärische Nutzung. Auch viele Zwangsarbeiter wurden hier ausgebeutet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das riesige Areal durch einen Gebietsaustausch vollständig der sowjetischen Siegermacht zugeschlagen, was zur Teilung Staakens bis zum Mauerfall führte. Der Flugplatz wurde bereits 1953 geschlossen. An seinem einstigen östlichen Rand wurde 1958 das Krankenhaus Staaken errichtet. Das wahrscheinlich prominenteste Baby, das in dem Klinikum das Licht der Welt erblickte, war 1965 die spätere zweifache Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt.
Das Krankenhaus bestand bis 1998. Danach verfielen die Gebäude fast 20 Jahre. 2016 kaufte die Prinz von Preußen Grundstücks AG das Gelände. Seither entstanden dort Wohnungen in und um die alten Klinikgebäude.
Unbekannte Episode. Dass Staaken einige Jahre ein Filmstandort war, ist kaum bekannt. Diese Epoche begann 1923 und dauerte nur knapp zehn Jahre. Die nach dem Ersten Weltkrieg leerstehenden, 40 Meter hohen Luftschiffhallen wurden damals von der Filmwerke Staaken AG für große Aufbauten und für Massenszenen genutzt. Teile des Monumentalfilms „Metropolis“ von Fritz Lang wurden Mitte der 1920er-Jahre dort gedreht oder „Die Dreigroschenoper“, „Der Schimmelreiter“ und „Mata Hari“. Nach 1929 änderten sich die Besitzverhältnisse bei den Filmwerken. Fünf Jahre später endete die Produktion auf dem Flugplatz Ein kurzes Comeback als Filmstandort gab es für Staaken im Oktober 2008. Damals drehte Regisseur Quentin Tarantino einige Szenen für seinen Film Inglourious Basterds im Fort Hahneberg.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.