Wie startete die Amalienhof-Grundschule in den Regelbetrieb?
Getan, was getan werden konnte
Die Schülerinnen und Schüler trafen sich zunächst auf dem Schulhof. Bis auf wenige Ausnahmen trugen alle ihre Maske. Die wenigen, die keine hatten, bekamen eine gestellt. Aufgestellt nach Klassen wanderten 400 Kinder nach den ersten Instruktionen in das Gebäude.
So begann am 10. August das Schuljahr in der Grundschule am Amalienhof. Dort, wie überall, war es ein Start mit Unwägbarkeiten. Niemand weiß, ob der Präsenzbetrieb in Corona-Zeiten funktioniert und wie lange. Was an Vorbereitungen und Vorkehrungen geleistet werden musste, hat auch die Schule am Weinmeisterhornweg geleistet. Sich teilweise darüber hinaus noch weitere Gedanken gemacht. Die folgenden Tage werden zeigen, ob das ausreicht.
Die wichtigsten Regularien vermittelte Direktorin Ines Lemke bereits beim Auftakt auf dem Schulhof. Für jede Klasse gibt es im Außenbereich jetzt eine markierte Fläche, auf der sie sich aufhalten muss. Kontakte zu anderen Klassen sollen so weitgehend ausgeschlossen sein. Das kann mit dieser Vorgabe weitgehend, aber wahrscheinlich nicht durchgehend gewährleistet werden. Weitere Maßnahmen sollen helfen.
Sieben unterschiedliche Essenszeiten
Zum Beispiel in der Mensa. Zwar gibt es insgesamt sieben unterschiedliche Essenszeiten, aber auch die sind noch zu wenig, um dort jede Klasse exklusiv zu verköstigen. Es bleibt hier vor allem der Hinweis auf Abstand zwischen den einzelnen Kohorten und zusätzliche Plätze im Außenbereich. „Immerhin haben wir im Gegensatz zu vielen anderen Schulen eine Mensa“, sagt Ines Lemke. Das Schulgelände ist ab 11. August nur noch von der Sandstraße aus zugänglich. Im Gebäude gibt es Wegmarkierungen. Am Eingang steht ein Desinfektionsspender. Vor den Toiletten fällt ein kleiner Sandsack auf dem Boden auf. Vor Betreten des WC muss er auf das „Besetzt“-Symbol geschoben werden, das ebenfalls ebenerdig angebracht ist. Ebenso wie das Frei-Zeichen, wohin der Sandsack, nach der Toilettennutzung wieder platziert werden muss. Dieses Vorgehen sei nicht nur allgemein verständlich, sondern minimiere gleichzeitig auch Handberührungen, stellt die Schule diese Idee heraus.
Grundlage dieser und weiterer Vorgaben sind vor allem die Regularien der Senatsbildungsverwaltung. Einiges, wie die Maskenpflicht ist dort klar geregelt. Anderes kann als Kann-Bestimmungen gelesen werden. Ines Lemke findet das grundsätzlich so in Ordnung. Denn an jedem Standort gäbe es andere Bedingungen. Aber natürlich werde so auch Verantwortung von der Politik auf die Schulen übertragen.
Lehrer gehören zur Risikogruppe
Auch auf Lehrer wie Reinhard Müller. Der 61-Jährige, auch bekannt als Frontmann der Spandauer Band „Rock59“, unterrichtet Musik an der Amalienhof-Schule. Er hat schon deshalb mit mehreren Klassen zu tun. Manchmal sechs an einem Tag und damit bis zu 150 Kinder. Die Musikstunden soll er erst einmal ohne Singen oder den Gebrauch vor allem von Blasinstrumenten gestalten. Die Senatsverwaltung empfiehlt stattdessen „theoretischen Unterricht“. Wie der aussehen könnte, testet nicht nur Reinhard Müller bei einer sogenannten „Methodenwoche“, die die Schule für die ersten Tage ausgerufen hat. Mit 61 gehört er außerdem eigentlich zur Risikogruppe. Dieses Thema spiele aber gerade weniger eine Rolle, als nach dem Re-Start im Mai, hat Müller festgestellt. Damals sollte er nicht in die Schule kommen, obwohl die Corona-Fallzahlen zu diesem Zeitpunkt geringer waren als aktuell.
Das aktuell größte Risiko geht wahrscheinlich von Urlaubsrückkehrern, vor allem solchen aus Risikogebieten aus. Auf wen letzteres zutreffe, der soll sich bitte gleich bei ihr melden, appellierte Schulleiterin Ines Lemke bei ihrer Begrüßungsansprache. Vorzulegen wäre ein negativer Test, ansonsten 14 Tage Quarantäne. Sie ist dabei ebenso erst einmal auf die Mitarbeit angewiesen, wie erst recht, wenn in irgendeiner Familie ein Corona-Fall auftritt.
Schulleiterin begrüßt
regulären Schulbetrieb
Aber trotz solcher und anderer Unwägbarkeiten finden es die Schulleiterin und ihrer Stellvertreterin Brigitte Bandorf gut, dass es wieder einen regulären Schulbetrieb gibt. Gerade für Grundschüler sei Schule eben mehr als nur ein Lernort. Und interaktives Arbeiten ist für diese Altersgruppen auch schwieriger zu handhaben. Abgesehen davon, dass in manchen Familien schon die technische Ausstattung dafür fehlt. Aber, auch das wurde versichert, es gäbe auch Vorkehrungen, sollte es zu einem erneuten Lockdown kommen.
Bei den rund 400 Schülerinnen und Schülern auf dem Hof schien eine gespannte Erwartung vorzuherrschen. Was normalerweise eigentlich zum Wiedersehen nach langer Ferienzeit gehört, fehlte fast vollständig. Kein Herumwirbeln, umarmen, eine gewisse Lautstärke. Gespräche sind wegen der Masken nur eingeschränkt möglich. Stattdessen herrschte große Disziplin und der Einzug fand im Gänsemarsch statt.
Einschulung läuft anders als früher
Auch die Einschulung der neuen Erstklässler am 15. August wird nicht nur in der Amalienhof-Schule etwas anders als gewohnt ablaufen. Das Schulkind darf dann nur von seinen Eltern begleitet werden. Für jede Klasse gibt es eine separate Feier. Die jetzigen Zweitklässler haben unter Anleitung von Reinhard Müller ein Begrüßungsprogramm erarbeitet. Das wird aber weitgehend interaktiv präsentiert. Nur einige wenige treten tatsächlich live mit einem Liedbeitrag auf.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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