Organisierte Kreativität
Der Arbeitskreis Spandauer Künstler ist mehr als nur eine Kulturvereinigung

Das Zollhaus wurde zum Künstlerhaus und zum Sitz des ASK an der Heerstraße.  | Foto: Thomas Frey
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Als Kulturort ist Spandau gerade in manchen Fachkreisen noch immer etwas unterbelichtet. Zu Unrecht, wie nicht nur mit Verweis auf die Zitadelle festgestellt werden muss.

Seit inzwischen 45 Jahren gibt es im Bezirk auch eine Institution, die in vielem eine Art Alleinstellungsmerkmal hat: der Arbeitskreis Spandauer Künstler (ASK). Vereinigungen und Organisationen von Kulturschaffenden existieren auch anderswo. Häufig handelt es sich dabei aber eher um elitäre Zirkel, die gerne unter sich und ihresgleichen bleiben. Der ASK ist dagegen offen für alle, die sich für Kunst interessieren und künstlerisch tätig sind. Auch Werkstätten, Schulprojekte, Kunstkurse werden von den Mitgliedern angeboten. Und normalerweise laden sie auch ein Mal im Jahr zum großen Sommerfest. Besonders ist schließlich der Ort, an dem der Arbeitskreis Spandauer Künstler residiert.

Die Geschichte. Gegründet wurde der ASK 1978 vom Maler Otto Witte. Das Ziel: Künstler im Bezirk miteinander zu vernetzen und zum Beispiel mit gemeinsamen Ausstellungen auf sich aufmerksam zu machen. Das gilt, wenn auch inzwischen ausgeweitet, bis heute. Aktuell gebe es um die 60 Mitglieder, sagt der Vorsitzende Stefan Schmiedel. Professionelle ebenso wie Hobbykünstler. Und neben Malerinnen und Malern gehören auch Autorinnen und Autoren dazu.

Das Künstlerhaus. Am Sitz des ASK sind wahrscheinlich viele Menschen schon einmal vorbeigefahren. Er befindet sich im ehemaligen Zollhaus der Grenzübergangsstelle Staaken/Heerstraße. Bis 1988 verlief über diesen Kontrollpunkt der Transitverkehr durch die DDR in Richtung Hamburg.

Nach dem Mauerfall bemühte sich der ASK um einen Einzug. Er machte das damals ziemlich vehement und nachhaltig. Auch die heutigen Mitglieder wissen noch von der Bettlakendemonstration, die 1990 vor dem Spandauer Rathaus aufmarschierte. Der Kampf war erfolgreich. Ein Teil des Gebäudes ging an die Künstler, der andere an die Bruno H. Bürgel-Sternwarte. Vermieter der Immobilie ist das Bezirksamt. Das schon lange bunt angemalte Haus beherbergt verschiedene Ateliers, dazu Ausstellungs- und Veranstaltungsräume. Die Fenster an der Rückfront sind noch immer vergittert. Gerade bei wertvollen Exponaten biete das einen Vorteil sagt der ASK-Vorsitzende Stefan Schmiedel. Auch wenn es zumindest in der weiteren Vergangenheit auch schon von Einbrechern heimgesucht wurde.

Verschiedene Generationen. Die Mitglieder im Arbeitskreis sind zwischen 23 und 84 Jahre alt. In den vergangenen Jahren seien einige Jüngere dazugekommen, freut sich der Vorsitzende. Einer davon ist Lukas Diemer (29), der seit 2020 dabei ist. Er habe einen Austausch gesucht, wollte seine Werke zur Diskussion stellen, Erfahrungen aufnehmen, nennt der Maler einige Beweggründe für seine Mitgliedschaft. Auch die Möglichkeit hier in einem Atelier zu arbeiten habe dafürgesprochen. Die Kommunikation untereinander auch für die eigene Inspiration wird auch von anderen Vereinsmitgliedern als wichtiger Grund für ihre Zugehörigkeit zum ASK genannt. Gerade Künstler benötigten Inspiration, auch Auseinandersetzung für die eigene Kreativität. Die habe es sogar während der Coronazeit gegeben. Wenn auch häufig nur interaktiv.

Nach außen gehen. Brigitte Kriesel zählt verschiedene Kunstangebote auf, die allein sie veranstaltet. Keramik, Ton, Filzen, speziell auch für Kinder. In ihrem Atelier an der Heerstraße gibt es deshalb auch einen Brennofen. Nicht nur vor Ort ist der ASK aktiv, sondern beispielsweise auch in Schulen oder in Einrichtungen wie dem Geschwister-Scholl-Haus. Im einstigen Zollhaus soll es, laut Terminplan, in diesem Jahr sechs Ausstellungen geben. Außerdem möchte der ASK Ende September ein Großprojekt unter dem Titel „Metamorphose“ auf die Beine stellen. Arbeiten aus verschiedenen Sparten der Bildenden Kunst, die vier Tage in einem Zelt an einem externen Platz irgendwo in Spandau gezeigt werden. Wo das passieren soll und weitere Details gelten bisher noch als Geheimsache. Für Mitte kommenden Monats ist eine detaillierte Präsentation angekündigt. Fix sind dagegen andere wichtige Termine. Etwa der Tag der offenen Ateliers am 7. Mai, der gleichzeitig mit einer Vernissage verbunden ist. Und vor allem große Sommerfest am 13. August. Gerade diese Veranstaltung gilt als besonderer Anziehungspunkt auch weit über den Kreis aktiver Künstler und Kunstinteressierter hinaus. Die Resonanz im vergangenen Jahr habe alle Erwartungen übertroffen, schwärmt Stefan Schmiedel. Die vielen Besucher wären wahrscheinlich auch auf das Ende der Corona-Einschränkungen zurückzuführen gewesen, meinte Stefan Schmiedel. Sie sind für ihn aber auch ein Beweis dafür, dass es für Kunst noch immer oder gerade aktuell eine große Nachfrage gibt.

Kunstzentrum an der Peripherie. Der Arbeitskreis Spandauer Künstler wendet sich an Spandauer Künstler und darüber hinaus. Denn einige Mitglieder kommen auch aus anderen Bezirken. Sie sind vielleicht auch wegen der Arbeitsmöglichkeiten beim ASK angelockt worden. Außerdem hat sich inzwischen herumgesprochen, dass es kurz vor der Berliner Stadtgrenze ein aktiver Kunstverein existiert.

Der Arbeitskreis Spandauer Künstler befindet sich an der Heerstraße 529. Sein Programm, Angebote und weitere Informationen finden sich auf der Website www.ask-galerie-berlin.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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