Luca Gesch (16) vollzog Siegerehrung beim DFB-Pokalfinale
"Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen"

Luca Gesch wartet auf seinen Einsatz beim Pokalfinale. | Foto: Privat
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  • Luca Gesch wartet auf seinen Einsatz beim Pokalfinale.
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Den ganz großen Moment hat Marco Reus ihm vermasselt. Der Kapitän des Deutschen Fußball-Pokalsiegers Borussia Dortmund nahm sich nach dem Titelgewinn am 13. Mai den Pott und hob ihn in die Höhe. Eigentlich sollte er ihn von zwei Jugendlichen aus dem Berliner Nachwuchsfußball überreicht bekommen.

Luca Gesch (16) aus Staaken und Mitglied der Spandauer Kickers ist einer der beiden Jugendlichen. Er ist Schiedsrichter und gehört zum Berliner Jugendleistungskader. Er und seine Kameradinnen und Kameraden wären ohnehin als Balljungen und -Mädchen beim Pokalfinale im Olympiastadion vorgesehen gewesen, erzählt Luca, der das Lily-Braun-Gymnasium besucht. Einen Tag vor dem Finale habe er aber einen Anruf erhalten, dass er und Nathalie Buse vom SV Blau-Gelb Berlin für noch eine weitere Aufgabe vorgesehen seien. Sie beide sollten die Siegerehrung vornehmen. Diese kurzfristige Entscheidung war den aktuellen Chaostagen beim Deutschen Fußball Bund (DFB) geschuldet.

DFB-Präsident Fritz Keller hat inzwischen seinen Rücktritt eingereicht. Weitere Funktionäre müssen über kurz oder lang ebenfalls gehen. In einer seiner letzten Amtshandlungen entschied Keller, dass weder er noch irgendjemand aus der bisherigen Führungsriege den Pokal an den Kapitän der siegreichen Mannschaft überreichen sollte, sondern zwei Jugendliche.

Anruf einen Tag vor dem Pokalfinale

Um sich auf die Nominierung "mental" einzustellen blieb Luca Gesch wenig Zeit. Stattdessen wurde der Finaltag am 13. Mai für den 16-Jährigen durchgetaktet. Zunächst musste er sich einen negativen PCR-Test besorgen und um 14 Uhr im Olympiastadion sein. Dort erhielt er eine Akkreditierung, danach eine Einweisung. Der Ablauf wurde durchgegangen, wann er wo zu sein hatte. Ab 19 Uhr fand dann das Aufstellen am Spielfeldrand für die ursprünglich für Lucas vorgesehene Funktion als Balljunge statt.

"Fünf Minuten vor dem Abpfiff wurden wir aber abgezogen und zunächst in die Katakomben geschickt", berichtet er. Kurz darauf sei es wieder rausgegangen, zunächst zur Übergabe der Medaillen.

Dabei kam der 16-Jährige den Spielern und Trainern der beiden Teams besonders nah, konnte sie gut beobachten, sah auch unterschiedliche Reaktionen. Den mit 1:4 unterlegenen Kickern von RB Leipzig sei natürlich die Enttäuschung anzumerken gewesen. RB-Stürmer Yussuf Poulsen habe sich zunächst versehentlich eine Goldmedaille gegriffen, aber für ihn und sein Team blieb nur Silber.

Abklatschen mit Dortmund-Trainer Edin Terzic

Ausgelassener waren natürlich die siegreichen Dortmunder. Bei der Begegnung mit deren Jungstars und jeweils doppelten Torschützen Jadon Sancho und Erling Haaland sei ihm vor allem bewusst geworden, dass die beiden nicht viel älter als er selbst seien. Auch im Fernsehen war zu sehen, wie Dortmunds-Trainer Edin Terzic die beiden Medaillenübergeber per Arm abklatschte. Die Szene hatte Luca Gesch natürlich ebenfalls gespeichert. Ebenso wie einen witzigen Dialog mit Endspiel-Schiedsrichter Dr. Felix Brych. Da waren Unparteiische sozusagen unter sich. Und was ihm ebenfalls auffiel: Ein solches Fußballereignis in einem nahezu leeren Olympiastadion wäre schwer gewöhnungsbedürftig.

Klar sei er enttäuscht, dass durch das Vorpreschen von Marco Reus der absolute Höhepunkt der Siegerehrung für ihn und seine Schiedsrichterkollegin entfiel. Was aber nichts daran ändere, dass der Finaltag und seine Rolle für ihn unvergesslich bleiben werden. Luca Gesch: "Davon werde ich in 60 Jahren noch meinen Enkeln erzählen."

Luca Gesch möchte endich wieder Spiele pfeifen

Aktuell beschäftigt ihn aber auch etwas anderes. Wie nahezu alle Schiedsrichter außerhalb des Profibereichs stand er wegen Corona schon lange nicht mehr auf dem Platz. Eigentlich pfeift Luca Gesch Spiele der D-Jugend, außerdem wird er in der B- und A-Jugend als Assistent eingesetzt. Er wünscht sich, dass das jetzt bald wieder möglich ist. Im Freien und erst recht bei wärmener Tempraturen wäre doch eine Ansteckungsgefahr weitgehend ausgeschlossen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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