Gelebte Geschlechtergerechtigkeit
Wie Rosemarie Brose (67) für sich und andere Frauen den Weg in die Feuerwehr freimachte

Rosemarie Brose (Dritte von rechts) mit Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Staaken.
  • Rosemarie Brose (Dritte von rechts) mit Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Staaken.
  • hochgeladen von Christian Sell

Im Februar ist Rosemarie Brose für ihre 40-jährige Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Staaken geehrt worden. Keine andere Berlinerin kann auf eine so lange Dienstzeit zurückblicken. Sie war vor 40 Jahren das erste weibliche Mitglied einer Feuerwehr in West-Berlin mit weiteren Frauen aus Staaken, die sie angeworben hatte.

Die heute 67-Jährige wuchs in einer Feuerwehrfamilie in Niedersachsen auf. Durch Heirat kommt sie nach Staaken. Ihr 2007 verstorbener Ehemann Frank ist dort in der Feuerwehr aktiv und wird später Kommandant. Sohn Daniel ist heute Feuerwehrchef in Falkensee. Berührungspunkte mit der Feuerwehr gab es also schon seit ihrer Kindheit, aber Feuerwehrfrauen waren damals gerademal für das Begleitprogramm zuständig.

Überholtes Rollenverständnis

Eine Rolle, mit der sich Rosemarie Brose spätestens ab Ende der 1970er-Jahre nicht mehr zufrieden geben wollte. Auch Frauen könnten an Einsätzen aktiv beteiligt sein, fand sie. Gelegenheit, das an entsprechender Stelle zu positionieren fand sich anlässlich der Eröffnung der neuen Staakener Feuerwache. Dazu war auch der damalige Landesbranddirektor Kurt-Werner Seidel angereist.

Rosemarie Brose hatte sich aus diesem Anlass eine besondere Einlage überlegt. Sie rückte mit Töpfen und Pfannen an, auf die laut geschlagen wurde. Und machte auch verbal klar, was damit gemeint war. Für sie und ihre Geschlechtsgenossinnen müsste es bei der Feuerwehr mehr geben, als nur eine Funktion am Herd. Die Nachfrage des Landesbranddirektors, ob dafür überhaupt genügend Interesse bestehe, beantwortete sie spontan mit Ja. Wenn dem so sei, werde er sich für ein Pilotprojekt verwenden.

Vorreiter in West-Berlin

Rosemarie Brose suchte und fand weitere Mitstreiterinnen. Und die Wache Staaken wurde danach zum Vorreiter für weitere Freiwilligen Feuerwehren in West-Berlin, die ebenfalls Frauen aufnahmen.

Bereits ihre Anwesenheit habe die Atmosphäre verändert, erinnert sie sich. Was aber nicht bedeutete, dass sie überall mit offenen Armen empfangen wurden. Es gab damals und auch noch einige Jahre später nicht wenige Männer, die fanden, die Damen hätten im aktiven Dienst nichts zu suchen. Abseitige oder abschätzige Sprüche blieben ebenfalls nicht aus. Dagegen helfe aber nicht, sensibel oder beleidigt zu reagieren. Besser sei, entsprechend zu kontern, ist ihre Erfahrung. Und Respekt komme vor allem durch Leistung. Auch wenn ihr und ihresgleichen hier in den Anfangsjahren wahrscheinlich mehr abverlangt wurde als den meisten männlichen Kameraden.

Wie damals mit Frauen umgegangen wurde, macht Rosemarie Rose an einem Erlebnis bei einer Feuerwehrprüfung deutlich. Nach einer schriftlichen Prüfung musste sie noch vor einer Gruppe Männer zum technischen Teil antreten. Die Aufgabe: Wie wird ein effektiver Löscheinsatz bei einem Großbrand im damaligen Disco- und Gastroareal "Kudorf" in Charlottenburg organisiert?

Akribische Vorbereitung

Die Aufgabe sei so ziemlich das schwierigste gewesen, was einem habe vorgesetzt werden können, sagt Rosemarie Brose. Aber genau auf diese Herausforderung hatte sie sich besonders akribisch vorbereitet und arbeitete die Gefahrensituation lehrbuchmäßig ab. Am Ende lässt sie die Löschfahrzeuge sogar rückwärts abziehen. Sofort griffen die strengen Begutachter ein. "Wieso", lautet ihre Entgegnung. "Haben sie nicht gesehen, dass es in der vorderen Straße gerade einen Wasserrohrbruch gibt. Da können wir nicht raus." Nicht nur wegen dieser Schlagfertigkeit mussten die Herren kapitulieren. Prüfung bestanden. Sie reichten die Hände zum Glückwunsch. Rosemarie Brose schlug sie aus. "Das konnte ich nicht, nachdem was zuvor vorgefallen war."

Heute leitet sie Bambini-Gruppe

Für alle Veränderungen brauche es Vorreiterinnen, blickt Rosemarie Brose auf die zurückliegenden vier Jahrzehnte als Feuerwehrfrau zurück. Bis heute leitet sie die Bambini-Gruppe der Staakener Feuerwehr. Zahlreiche Frauen sind dort aktiv. Es gebe inzwischen Wehrführerinnen und auch höhere weibliche Leitungsfunktionen bei der Berufsfeuerwehr, sagt Rosemarie Brose. Nur der Posten des Berliner Landesbranddirektors war bisher ausschließlich mit Männern besetzt. Doch das werde sich in nicht allzu ferner Zukunft ebenfalls noch ändern.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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