Naturfreunde befreien Bullengraben von der Ackerwinde
Mit Manpower und umweltschonender Handarbeit sind die zwölf Helfer der Ackerwinde trotz sengender Hitze mehrere Stunden zu Leibe gerückt. Schubkarre um Schubkarre füllten sie mit dem Unkraut, das am Baluschekweg/Ecke Kerrweg am Bullengraben besonders wild wuchert. "Wir entfernen die Ackerwinde behutsam aus dem Biotop, um anderen typischen Pflanzen wie Blutweiderich, Wolfstrapp, Baldrian oder dem Echten Nelkenwurz die Chance zum Wachsen zu geben", sagte Susanna Komischke vom Naturschutzbund (Nabu). So soll der Lebensraum auch für den Teichmolch, den Sumpfrohrsänger, die Nachtigall oder die gefleckte Smaragdlibelle wieder attraktiv werden. Der Pflegeeinsatz am Bullengraben fand bereits im dritten Jahr statt. Er ist eine Gemeinschaftsaktion vom Nabu-Berlin, von der Fachgruppe Naturgarten, dem Spandauer Grünflächenamt und der Unteren Naturschutzbehörde. So soll verhindert werden, dass die wertvolle Fläche mit einigen dominierenden Arten wie der Ackerwinde oder der kanadischen Goldrute zuwächst. "Das Ziel ist, die Artenvielfalt in dem Biotop wieder herzustellen", sagte Stefan Pasch, Fachbereichsleiter für Grünflächen und Friedhöfe im Grünflächenamt. Freiwillige Helfer aus der Nachbarschaft seien zu der Aktion immer willkommen.
Und tatsächlich zeigen die Einsätze bereits Erfolge. Die Goldtrute wächst weniger stark, während Blutweiderich und Baldrian wieder häufiger zu sehen sind. Der Bullengraben-Grünzug war ursprünglich ein Feuchtbiotop. In den 1950er-Jahren wuchsen dort sogar noch Orchideen. Doch durch die Entwässerung des Grabensystems zugunsten von Wohnungsbau und Industrieanlagen wurde der Bullengraben seiner natürlichen Funktion beraubt. Im Jahr 2004 konnte dann mit Hilfe von Mitteln aus Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen der Bahn die Renaturierung des sechs Kilometer langen Grünzugs verwirklicht werden.
Die Ackerwinde (Convolvulus arvensis) ist eine in Europa weit verbreitete Pflanze aus der Familie der Windengewächse. Sie wird auch Windling, Teufelsdarm, Feldwinde oder Muttergottesgläschen genannt. Obwohl sie hübsche, zarte, rund vier bis fünf Zentimeter große Trichterblüten hat, ist sie in Gärten, auf Feldern und Weinbergen nicht gern gesehen, weil sie sich an Kultur- und Zierpflanzen emporrankt und mit ihrem eigenen raschen Wachstum deren Entwicklung hemmt. Während des Wachstums führt die Spitze des Triebes windentypische kreisende Bewegungen aus, wobei für einen Kreis nur wenige Stunden benötigt werden. Außer auf Äckern findet man die Ackerwinde auf Wegen, Wiesen und Schuttplätzen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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