Projekt bereitet Schüler auf gefährliche Situationen vor
Ein kleiner Junge wartet an der Bushaltestelle auf seine Freunde. Diese Situation nutzt ein fremder Mann. Er stoppt sein Fahrzeug, spricht den Jungen an, schenkt ihm ein Bonbon und lockt: Im Auto habe er noch mehr Süßigkeiten. Aber der Sechsjährige rührt weder das Bonbon an, noch folgt er dem Mann. Er schreit "Nein" und rennt davon. Eine Reaktion, die er im Berliner Präventionsprojekt "Kleine Helden" gelernt hat. Auch in Spandau sollen Kinder jetzt mit diesem Projekt auf realistische Gefahrensituationen vorbereitet werden. Demnächst beginnt ein Kurs an der Linden-Grundschule. Geleitet wird er von Jascha Wozniak, ehemaliger Gewaltpräventionsexperte bei der Berliner Polizei. Der 46-Jährige stellte das Projekt kürzlich in der Schule vor.
Auch Bildungsstadtrat Gerhard Hanke und der Spandauer Bundestagsabgeordneten Kai Wegner (beide CDU) waren dabei. Wegner hatte das Projekt nach Spandau geholt, nachdem es in den letzten Wochen mehrere Vorfälle in der Nähe von Grundschulen gegeben hatte. Fremde hatten Kinder nach Schulschluss angesprochen und in einem Fall sogar versucht, einen Schüler in ein Auto zu ziehen. "Unser Projekt will Kinder stark machen, damit sie anderen Menschen ohne Angst ins Gesicht sehen und Nein sagen können, wenn diese Menschen mit ihnen etwas machen wollen, das sie nicht wollen", erklärte Jascha Wozniak. In Übungen zeigt er ihnen deshalb, wie Erwachsene mit bösen Absichten ihre Opfer locken - mit Schokolade, Eis oder dem Versprechen, ein Tier streicheln zu dürfen. "Ihr müsst Nein sagen. Worte sind eure mächtigste Waffe", verdeutlichte der Trainer den Schülern der Klasse A 6, die mit den Kurs beginnen werden. Im Rollenspiel lernen die Kinder dann, auf ihr Bauchgefühl zu hören, die Stimme laut einzusetzen, Stopps zu setzen und Distanz zu wahren. Auch die schnelle Flucht oder die Suche nach Verbündeten kann brenzlige Situationen entschärfen.
Zweieinhalb Stunden pro Woche wird Jascha Wozniak den Kurs anbieten. Die Kosten übernimmt das Bezirksamt. "Das Präventionsprojekt ist für Zweitklässler gedacht und soll an möglichst vielen Spandauer Grundschulen durchgeführt werden", kündigte Stadtrat Hanke an. Dafür werde man jetzt bei den Schulleitern werben. Der Leiter der Linden-Grundschule, Christoph Schubert, ist jetzt schon überzeugt: "Ich finde diese Initiative sehr sinnvoll. Wir sollen Kindern ja nicht nur das Lesen und Schreiben beibringen, sondern auch ihre Persönlichkeit stärken", sagte er. Deshalb hole sich seine Schule auch regelmäßig andere Präventionsprojekte ins Haus, wie zum Beispiel die der Berliner Polizei oder des Spandauer Vereins "Stark ohne Gewalt".
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.