40 Jahre Gemeinwesenzentrum
Anregung und Beratung für 20.000 Bewohner

Petra Sperling, Geschäftsführerin des Gemeinwesenvereins Heerstraße Nord, vor der Kirchenglocke am Gemeinwesenzentrum. Im Hintergrund eines der größeren Wohnhäuser. | Foto: Christian Schindler
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  • Petra Sperling, Geschäftsführerin des Gemeinwesenvereins Heerstraße Nord, vor der Kirchenglocke am Gemeinwesenzentrum. Im Hintergrund eines der größeren Wohnhäuser.
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Mit dem Stadtteilfest Heerstraße Nord am 22. Juni wird auch 40 Jahre Gemeinwesenzentrum Heerstraße Nord an der Obstallee 22 gefeiert.

Mit der Heerstraße Nord verhält es sich wie beinahe mit der gesamten Stadt: Immer wieder kommt Neues von außen. So war es auch beim Gemeinwesenverein Heerstraße Nord, der schon in Charlottenburg existierte, bevor er noch Spandau zog. Von den gesellschaftlichen Umbrüchen von 1968 geprägt, hatten sich hier Menschen zusammengetan, um die Gesellschaft ein wenig besser zu machen.

Diese Menschen kamen in den 60er-Jahren in Kontakt mit der evangelischen Kirche, die sich entschlossen hatte, in den entstehenden Neubaugebieten Präsenz zu zeigen, unterstützt vom Reformtheologen Ernst Lange. Auch der Staat zeigte sich aufgeschlossen: Für den Bau des Gemeinwesenzentrums auf kirchlichem Gelände gab es Lottomittel. Erste Gespräche fanden 1967 statt, ein Nutzungsvertrag wurde 1974 unterschrieben. Grundsteinlegung des Hauses nach Plänen von Heinz E. Hoffmann war 1976, die Einweihung erfolgte am 20. Januar 1978 – Grund für die jetzige zwar verspätete, aber dafür sommerliche öffentliche Geburtstagsfeier.

Entstanden ist ein Stadtteilmittelpunkt, in dem neben dem Gemeinwesenzentrum nach wie vor die evangelische Kirche, Ärzte und der Fördererverein Heerstraße Nord tätig sind. Außerhalb des Gebäudes verweist eine frei stehende Kirchenglocke darauf, dass die Kirche Teil des Ortes und der Ort wiederum mit der Kirche verbunden ist. Auch wenn die Kirchengemeinde ihre gemeindliche Arbeit 2014 in das Gemeindehaus am Pillnitzer Weg 8 zurückgezogen hat und die frei gewordenen Räume vom Gemeinwesenverein genutzt werden, gibt es hier regelmäßig Gottesdienste im Kapellenraum.

Petra Sperling, Geschäftsführerin des Gemeinwesenvereins seit 15 Jahren, betont, dass es das heute so oft verwendete Wort von der Sozialraumorientierung in den 70er-Jahren noch nicht gab – aber genau diese vor Ort praktiziert wurde. Was damals diskutiert wurde, ist heute noch aktuell. Was ist eigentlich die Heerstraße Nord: Trabantenstadt, Wohnquartier, Gemeinde oder Kiez? Wie sehen sich die 20 000 Bewohner: Sind sie Mieter, Bürger, Gemeindeglieder, vielleicht auch alles zusammen?

Schon zur Gründung wurden Fragen gestellt, die heute unter dem Stichwort Gentrifizierung immer noch nicht beantwortet sind. Werden Mittellose von Besserverdienenden verdrängt oder wird die Großsiedlung „zur Ameisenstadt eines staatlich finanzierten Billigwohnquartiers?“, wie Petra Sperling in der Festschrift zu 40 Jahre Gemeinwesenzentrum schreibt. In den vergangenen Jahren konnte sie beobachten, wie Menschen nicht gerade freiwillig Richtung Heerstraße Nord zogen, die sich Wohnungen im Innenstadtbereich nicht mehr leisten konnten.

Damit die Heerstraße Nord ein funktionierendes Gemeinwesen bleibt, dafür sorgen im Gemeinwesenverein rund 45 Mitarbeiter, nicht alle in Vollzeit. Sie bieten Beratung und Hilfe und sie regen immer wieder an, dass sich die Bewohner selbst organisieren und ihre Interessen durchsetzen.

Die 32-seitige Festschrift "40 Jahre Gemeinwesenzentrum Heerstraße Nord" ist kostenlos montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr im Gemeinwesenverein, Obstallee 22e, erhältlich.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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