Bürgermeister war als Helfer in der Lebensmittelausgabe
Kurz nach 15 Uhr war sein Eindruck: "Das läuft hier alles hoch effizient." Schon lange bevor um 13 Uhr die Ausgabestelle öffnet, haben die Ehrenamtlichen frisches Obst und Gemüse von Supermärkten abgeholt, dieses sortiert und in den Räumen der Evangelischen Gemeinde ausgelegt, sodass der Durchgang ihrer Kunden an den Ständen schnell funktioniert.
"Wir versorgen hier an jedem Ausgabetag bis zu 550 Menschen", sagt Gerhard Lötzsch. Der pensionierte ehemalige Ausbildungsleiter im öffentlichen Dienst hat vor neun Jahren die Ausgabestelle aufgebaut. Sie ist eine von vier in Spandau. Lötzsch und seine Mitstreiter sind für die von Kleebank so gelobte Effizienz verantwortlich. Die Überprüfung der Bedürftigkeit, das Kassieren des einen Euros für den "Einkauf" und das ungefähre Zuteilen nach Bedarf funktionieren, Konflikte gibt es nicht.
Kleebank hat beobachtet, dass besonders Obst und Gemüse "gut geht". In den Familien wird offenbar noch viel selbst zubereitet. Die grundsätzliche Kritik an Ausgabestellen, sie würden nur sinkende Sozialleistungen kaschiert oder eine Versorgungsmentalität der Bedürftigen fördern, kann er nicht nachvollziehen: "Es ist gut und richtig, dass es diese Ausgabestellen gibt." Ohnehin könne niemand ausschließlich von den Laib-und-Seele-Angeboten komplett leben.
So bleibt aus Kleebanks Sicht auch für die meisten Kunden der Lebensmithausgabe das Jobcenter die zentrale Stelle, um wieder die Chance auf ein eigenverantwortliches Leben zu bekommen und damit auch unabhängig von den Lebensmittelausgabestellen zu werden. Als Vorsitzender von dessen Trägerversammlung hat er dafür gesorgt, dass drei unabhängige Beratungsstellen im Bezirk bei Problemen mit dem Jobcenter helfen. Bisher hat sich niemand bei ihm gemeldet, der mit deren Arbeit unzufrieden war.
Gleichwohl werden die Angebote der Berliner Tafel in Spandau weiter wichtig bleiben. Helfer Gerhard Lötzsch hofft darauf, dass noch mehr Lebensmittelgeschäfte vor allem frische Ware spenden: "Manchmal bekommen wir von Filialleitern zu hören, dass sie nichts mehr übrig haben, während draußen die Mülltonnen von nicht verkauftem Obst überquellen."
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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