Über Partyboote und Sportstätten
50 Teilnehmer nahmen an Gesprächsrunde zwischen Sportvereinen und der Politik teil
„Politik trifft Spandauer Sport“ heißt eine Gesprächsreihe des Bezirkssportbundes, die Ende November zum dritten Mal stattfand. Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen, unter ihnen auch Thomas Härtel, der Präsident des Landessportbundes, Sportstadträtin Dr. Carola Brückner (SPD) und bis auf die FDP Vertreter aller in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vertretenen Parteien.
Für die großen Linien sorgte zunächst Thomas Härtel. Der Landessportbund sei bei den Verhandlungen mit dem Senat zum kommenden Doppelhaushalt „ganz gut weggekommen“, erklärte er und verwies dabei auf das Sportstättensanierungsprogramm. Auch der Spandauer Bezirkssportbund wurde in diesem Zusammenhang gelobt. Ihm könnten sich aber ruhig noch einige weitere Mitglieder anschließen als die aktuell 55 Vereine. Denn das Reservoir der Vereinigungen, die im Bezirk Angebote für Leibesübungen aller Art machen, läge noch um einiges höher.
Der Bezirkssportbund hat seit diesem Jahr mit Thorsten Hanf einen neuen Vorsitzenden. Er stellte vor allem mehr Professionalität in den Strukturen heraus. So hat der Bezirkssportbund mit Ruqayya Rieger eine neue Geschäftsführerin. „Wir sind grundsätzlich zu finden, aber besser geht immer“, stellte er fest.
Probleme auf dem Wasser. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war der Stress mit Partyflößen, Speedbooten oder Wassermotorrädern, den es jeden Sommer auf der Havel gibt. Eingeladen dazu war Max Weidmann von der Vereinigung „Igel“. Igel steht hier als Abkürzung für „Initiative Gewässer Lärmschutz“. Sie hat sich 2022 gegründet und verfolgt das Ziel, gegen diese Auswüchse anzugehen und den Konflikt zu entschärfen. „Wir wollen nichts verbieten. Jeder kann Spaß auf dem Wasser haben. Aber nach den geltenden Regeln“, sagte Max Weidmann.
Bei den Mitgliedern der Initiative handelt es sich meist um Wassersportlerinnen und Wassersportler. Beim Treffen in Spandau warben sie um weitere Teilnehmer und um Unterstützung durch die Politik. Für die Wasserstraßen sei das Ordnungsamt nicht zuständig, erinnerte Carola Brückner. Außerdem sei das Amt personell am Limit. Vertreter der BVV-Parteien regten mehr Einsätze der Wasserschutzpolizei. Vor allem gehe es aber darum, die Partybootnutzer und Veranstalter für die auf der Havel geltenden Regel stärker zu sensibilisieren.
Gleichzeitig ist es gewollt, dass die Havel von vielen Menschen entdeckt und genutzt wird. „Der Wassertourismus ist wichtig“, sagte die Sportstadträtin.
Auch in Spandau sind die Sporthallen und Sportplätze vollständig ausgelastet. Es bräuchte mehr. Gibt es Neu- oder Umbauten, dauert es oft länger als geplant, bis sie fertig sind. Jürgen Pufahl, Präsident der gastgebenden Spandauer Kickers, erzählte, dass sein Verein seit Jahren auf einen versprochenen neuen Mehrzweckbereich warte. Aktuell komme er voraussichtlich erst 2027 oder 2028. „Das ist eigentlich ein NoGo“, erklärte der sichtlich verärgerte Vorsitzende. Es sei schwer zu vermitteln, dass ein solches Bauvorhaben fünf, sechs Jahre brauche, obwohl das Geld doch da sei. Pufahl: „Der Frust ist riesengroß.“ Die Nachfrage und der Bedarf seien vorhanden, doch könnten sie ohne entsprechende Möglichkeiten nicht bedient werden. „150 bis 200 Kinder stehen bei uns auf der Warteliste“.
Pufahls Klagen richteten sich sowohl an die Sport- als auch die Hochbaustadträtin Carola Brückner. Sie verwies auf den Personalmangel, Ärger mit Auftragnehmern und Unvorhergesehenes auf vielen Baustellen. Beim Mehrzweckraum sei die Planung aber „jetzt in der Vorbereitung“, erklärte Brückner.
Sport und Verwaltung. Anders als bei den Baustellen war eine andere vom Bezirkssportbund aufgeworfene Frage leichter zu beantworten. Der Bezirkssportbund wollte wissen, warum Anliegen und Anfragen des Bundes und der Vereine nicht von der Verwaltung zeitnah bearbeitet würden. Als Antworten gab es einige Rückendeckung vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sportamt. Über deren Arbeit könne er sich nicht beklagen und würde deshalb auch nicht viel ändern, sagte Lars Reinefahl (CDU), der Vorsitzende des Sportausschusses. Niemand in der Verwaltung liege „in der Hängematte“, erklärte auch Oliver Gellert (B’90/Grüne). Aus seiner Zeit als Stadtrat wisse er, wie sehr sich das Sportamt bemühe, dem Bedarf der Vereine gerecht zu werden. Gellert regte an, zusätzliche Sportflächen auf Parkplätzen oder auch Dächern von Discountern zu schaffen. Das Beispiel dafür sei der Sportplatz auf dem Dach der Metro in Friedrichshain.
Sport und Gesellschaft. Die Teilnehmer waren sich einig, dass der Sport den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördere und für Integration und Inklusion stehe. Fördermöglichkeiten in dieser Richtung sollten deshalb ebenfalls genutzt werden. Zudem ging es um die weitere Vernetzung, regelmäßige Treffen in diesem Format und um weitere Mitgliedsvereine beim Bezirkssportbund. Die Zahl der Vereine würde Thorsten Hanf gerne möglichst schnell auf rund 100 erhöhen und damit fast verdoppeln.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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