Fußball spielen ohne zu rennen
Walking Football findet auch in Spandau immer mehr Anhänger
Bei den zwölf Herren auf dem Sportplatz am Brunsbütteler Damm scheint es sich um keine Fußballanfänger zu handeln. Allerdings bewegen sie sich etwas anders als üblich. Hier sind Walking Footballer im Einsatz.
Das Spiel ist, ganz simpel erklärt, eine entschleunigte Version des normalen Fußballs. Das Feld ist nur 40 mal 24 Meter groß. Die Tore sind nur einen Meter hoch. Es gibt auch keinen Torwart, sondern in der Regel sechs Feldspieler pro Team. Die Kicker dürfen nicht rennen, vielmehr müssen sie sich so fortbewegen, dass mindestens ein Bein Bodenberührung hat. Harte Zweikämpfe sind ebenfalls nicht erlaubt. Ebenso wenig wie Schüsse, bei denen der Ball höher als einen Meter in der Luft liegt. Die Spielzeit beträgt 15 Minuten ohne Halbzeit.
In der Theorie klingt das wie eine Art Standfußball. In der Praxis sieht das etwas anders aus. Auch mit eher gemütlichem Lauf kann ein Spiel aufgezogen werden. Und Routine sowie intelligentes Stellungsspiel sind ein guter Ersatz für manche Tacklings.
Walking Football wurde natürlich im Mutterland des Fußballs, in England, zuerst gespielt, findet aber in Deutschland ebenfalls immer mehr Anhänger. Wer am normalen Fußball-Spielbetrieb nicht mehr teilnehmen könne, zum Beispiel nach Krankheiten wie einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch einer schweren Knieverletzung, der sei bei dieser Version des Fußballs genau richtig, erklärt Michael Holz, erweitertes Vorstandsmitglied bei den Spandauer Kickers und über den Verein und den Bezirk hinaus einer der Fürsprecher für Walking Football.
Die Kick-Variante sei deshalb auch im Bereich Gesundheitssport zu verorten. Sie wende sich an die Altersgruppe Ü55. Aber auch Jüngere werden nicht abgewiesen, wenn sie mitmachen wollen. Und es sollen sowohl Männer, als auch Frauen angesprochen werden. Letztere sind bei einigen Teams bereits vertreten. Erfahrungen als Fußballer sind natürlich nicht von Nachteil, aber keine Voraussetzung. Es gibt Menschen, die sind erst durch Walking Football aktiv zu diesem Sport gekommen.
Noch ist die Zahl der Aktiven einigermaßen überschaubar. Die Spandau Kickers haben inzwischen ein Team. Es ist das zweite in Spandau nach dem SC Siemensstadt. Auch bei Schwarz-Weiss Spandau gebe es dahingegende Überlegungen, sagt Michael Holz. Am 20. November fand sogar auf Einladung der Spandauer Kickers ein Turnier auf der Anlage am Brunsbütteler Damm statt. Neben den Gastgebern und dem SC Siemensstadt kamen auch die Walking Footballer des TV Waidmannslust, vom SC Charlottenburg und dem TSV Mariendorf.
Trainer und gleichzeitig auch noch Spieler der Kickers-Auswahl ist Christian Ehrecke. Für den 68-Jährigen ist diese Art von Fußball auch in eigener Sache eine altersgerechte Alternative, um weiter am Ball zu bleiben. 16 Mitglieder gehören derzeit zu seiner Gruppe, neun zählte der Kader beim Turnier. Die Hälfte seiner Spieler wären auch noch in Ü-Mannschaften, etwa 60plus aktiv, erzählt der Coach. Für die eigne sich Walking Football, um nach einer Verletzung wieder in Form zu kommen.
Die Spandauer Kickers gewannen das Turnier, was aber am Ende niemanden so recht interessierte. Walking Football sollte nicht zum Wettbewerbssport werden, fanden mehrere Teilnehmer. Denn auch das Training läuft etwas anders ab, als bei den üblichen Fußballmannschaften. Kraft- oder Konditionsübungen spielten hier kaum eine Rolle.
Die Trainingszeiten bei den Spandauer Kickers sind am Mittwoch von 20 bis 21 Uhr. Auch wer einfach einmal schnuppern möchte, ist willkommen. Weitere Informationen gibt es bei Christian Ehrecke, Telefon 0175 228 02 84 oder per E-Mail an christian_ehrecke@ehrecke.com.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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