Berlins erste barrierefreie Bushaltestelle heißt "Obstallee"
Ein Win-Win-Projekt für alle

Konrad Hickel testet unter den kritischen Augen aller den barrierefreien Einstieg. Ein Rampe hat er hier nicht nötig.  | Foto: Ulrike Kiefert
5Bilder
  • Konrad Hickel testet unter den kritischen Augen aller den barrierefreien Einstieg. Ein Rampe hat er hier nicht nötig.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Mit der Haltestelle „Obstallee“ hat Spandau jetzt berlinweit den ersten barrierefreien Bushaltepunkt. Das Besondere: Der Einstiegsbord ist sechs Zentimeter höher als üblich. Damit ist die Klapprampe für Rollis nicht mehr nötig – sofern der Busfahrer geschickt ist.

Die Haltestelle „Obstallee“ in Staaken ist die erste von 6500 Berliner Bushaltestellen, die sich nach aufwendigem Umbau komplett barrierefrei nennen darf. Denn dank eines auf 22 Zentimeter erhöhten Einstiegsbords zum Bus reduziert sich die Lücke zwischen Bordstein und Tür auf ein bis zwei Zentimeter. Damit haben es nicht nur Rollstuhlfahrer leichter, ohne Hilfe in den Bus zu kommen, sondern auch Fahrgäste mit Rollatoren, Kinderwagen, Krücken oder schwerem Gepäck.

Ob das in der Praxis immer klappt, hängt allerdings stark vom Busfahrer ab. Druckluftbetrieben kann der Bus zwar einige Zentimeter in die „Knie gehen“ – Kneeling nennt sich das. Doch damit der Rollifahrer an der neuen Haltestelle auch wirklich problemlos einsteigen kann, muss der Fahrer den Bus gerade und dicht an den Bordstein stellen. „Das aber ist besonders für die langen Gelenkbusse schwierig und braucht Übung“, sagte Gerd Freitag. Schrammen und Dellen am Fahrzeug blieben da nicht aus. Der BVG-Bezirksmanager weiß das von den Testläufen auf dem BVG-Betriebshof Lichtenberg. Dort probten die Busfahrer das perfekte Heranfahren an diese besondere Haltestelle.

Es wird leichter für Rollis und Busfahrer

Die steht nun wie gesagt in Staaken und trägt den Namen „Obstallee“, obwohl sie etliche Meter entfernt am Blasewitzer Ring 8 liegt. Dort stoppen der M37 zum Waldkrankenhaus und der 131 nach Ruhleben. Zur offiziellen Einweihung der barrierefreien Haltestelle herrschte dort am 29. Januar „großer Bahnhof“. Außer Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD), Baustadtrat Frank Bewig (CDU), dem Bezirksbeauftragten für Senioren und Menschen mit Behinderung, Sargon Lang, und Konrad Hickel als Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderung in Spandau waren auch Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese, die Vorsitzenden des Landesbeirates für Menschen mit Behinderungen, Kathrin Geyer, die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Christine Braunert-Rümenapf, Mitarbeiter aus dem Spandauer Straßen- und Grünflächenamt und der BVG sowie weitere Beiratsvertreter aus Spandau wie Monika Göttlich vor Ort. Sie alle begrüßten die neue Haltestelle als echtes Win-Win-Projekt für alle: für die Fahrgäste und für die Busfahrer, die jetzt nicht mehr aussteigen und die Rampe an der zweiten Bustür ausklappen müssen, was Zeit spart.

„Im Nahverkehrsplan haben wir diese höheren Borde als neue Regellösung verankert“, informierte Ingmar Streese. „Sie gilt für alle Bezirke, die wir finanziell beim Ausbau der barrierefreien Bushaltestellen unterstützen.“ Die sogenannten Kasseler-Sonderborde 22 sollen überall dort umgesetzt werden, wo die Busse ausreichend Platz für die Anfahrt haben. Um das Ganze voranzutreiben, erstellen BVG und Bezirke zusammen mit der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen eine Prioritätenliste. Im Rathaus Spandau waren hierbei alle Beteiligten besonders schnell, auch dank der Initiative aus dem Beirat und dem Engagement des Bezirksbeauftragten, wie Helmut Kleebank und Frank Bewig betonten.

6480 Bushaltestellen
sind noch nicht barrierefrei

„Solche Haltestellen machen uns Rollstuhlfahrer unabhängiger, weil wir nicht mehr um Hilfe bitten müssen“, sagte Konrad Hickel. Es sei begrüßenswert, dass diese besonderen Haltestellen auch im neuen Mobilitätsgesetz verankert sind. Und Sargon Lang mahnte bei aller Freude an: „Wir dürfen nicht vergessen, dieser einen barrierefreien Bushaltestelle stehen 6480 nicht barrierefreie Bushaltestellen in Berlin gegenüber. Es gibt also noch viel zu tun, damit Menschen mit Behinderungen Busse selbstständig nutzen können.“

Wo und wann es in Spandau die nächste barrierefreie Bushaltestelle gibt, steht noch nicht fest. Ab Februar werden aber zumindest fünf weitere Haltestellen von zehn Zentimetern auf die EU-weit geltende Bordhöhe von 16 Zentimetern erhöht, unter anderem an der Sandstraße, Moritzstraße und Maulbeerallee. Spandau hat insgesamt 247 Bushaltestellen. Der barrierefreie Ausbau der ersten Haltestelle in Staaken kostete rund 39 000 Euro, in diesem Fall finanziert vom Bund.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.655× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.993× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.623× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.531× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.