Der Architekt Gustav Lilienthal baute burgenähnliche Wohnhäuser

In der Paulinenstraße reihen sich gleich mehrere burgenähnliche Häuser aneinander. Türmchen und Zinnen waren typisch für die von Gustav Lilienthal entworfenen Wohnhäuser. | Foto: K. Rabe
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Der Kiez zwischen Drakestraße, Finckensteinallee und Ringstraße ist geprägt durch viele Wohnhäuser, die an Burgen erinnern. Mit Türmchen und Zinnen bekrönt, hölzernen Zugbrücken und zum Teil üppig bewachsen muten sie wie verwunschene Märchenschlösser an. Geschaffen wurden die „Burgen von Lichterfelde“ von Gustav Lilienthal.

Nicht nur Flugpionier Otto Lilienthal machte in Lichterfelde mit seinen Flugversuchen von sich Reden. Gustav, sein jüngerer Bruder, verewigte sich mit seinen burgenähnlichen Wohnhäusern. Immerhin 22 Lilienthal-Häuser sind im Kiez zu finden. 16 davon stehen unter Denkmalschutz und sind äußerlich fast unverändert. Dazu gehört das Haus in der Marthastraße 5. Es war das zweite Wohnhaus, das Lilienthal für seine Familie baute. Hier ist die Wohnkultur von damals fast unverändert erlebbar. Das Haus befindet sich noch immer in Familienbesitz.

Sein erstes Haus baute Lilienthal 1892 im Tietzenweg 51 für sich und seine Familie im Stil englischer Reihenhäuser, wie er sie auf seinen Reisen oft gesehen hatte: flaches Dach mit Türmchen und Zinnen bekrönt, schlichte Fassadengestaltung. Auf dem nur 200 Quadratmeter großen Grundstück war nicht viel Platz und auch das Haus war so klein, dass seine Frau sich so manchen Spott der Nachbarn aus den prächtigen Gründerzeitvillen anhören musste. Lilienthals Antwort auf Spott und Häme prangte für alle sichtbar am Haus: „Wer nicht kann halten Maß, das Bauen lieber lass. Schon dieser kleine Zwickel kost' 100 000 Nickel.“ Das Haus im Tietzenweg 51 steht heute noch, wurde allerdings stark verändert. Die Lilienthals wohnten auch nur zwei Jahre drin. Dann baute er das Haus in der Marthastraße 5 für die wachsende Familie.

Der Architekt wollte mit seinen praktischen und ansprechenden Häusern gute Wohnverhältnisse schaffen, die nicht nur den Reichen vorbehalten bleiben sollten. Die protzigen Villen der Wilhelminischen Zeit mochte er nicht. Lilienthal dachte bei seinen Bauten viel mehr an die Bedürfnisse der Nutzer und legte Wert darauf, dass die Häuser familienfreundlich, praktisch und gemütlich waren. Er verzichtete auf auf teure Bauteile, die nur der Außenwirkung dienten. Bei der Qualtät der Materialien aber hat der Architekt nicht gespart. Viele der originalen Bauteile sind heute noch erhalten. So zum Beispiel der alte Putz, der inzwischen über 120 Jahre alt ist.

Darüber hinaus waren die Häuser auch technisch sehr innovativ. So sind die altertümlich anmutenden Burgzinnen zugleich Abluftschächte der Warmlufheizung. Die kleinen Zugbrücken schaffen den Zugang ins Haus ohne den Räumen im Keller das Licht zu nehmen. Typisch an den Lilienthal-Häusern waren die hölzernen Zugbrücken.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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