Stadtbad Steglitz mit neuer Zukunft?
Das Stadtbad Steglitz in der Bergstraße sollte zum 100. Geburtstag im Jahr 2008 saniert und modernisiert wieder öffnen. Inzwischen begeht das Jugendstilbad sein 110-jähriges Bestehen. Wasser ist noch immer nicht im Becken und ein neuer Betreiber auch nicht gefunden.
Als das Bad in der Landgemeinde Steglitz 1908 eröffnet wurde, galt es als Vorzeigeobjekt. Mit seinem architektonischen Mix aus Jugendstil und Historismus hob es sich deutlich von Berlins öffentlichen Bädereinrichtungen ab. Diese durften nämlich nicht Luxusabteilungen wie russisch-römisches Dampfbad, Massagebänke und Therapiebereiche anbieten. In Steglitz aber sollte ein attraktiver, gesunder und alternativer Wohnstandort am Rande Berlins entwickelt werden. Man setzte darauf, schon bald Stadtrecht zu erlangen.
Der Standort für das Bad war mit Bedacht gewählt. Die Bergstraße kreuzte in der Nähe des Bades die Berlin-Potsdamer Eisenbahn. In der Entstehungszeit des Bades gab es hier landwirtschaftliche und industrielle Betriebe. Auf dem Grundstück des späteren Bades befand sich eine Gärtnnerei und grenzte an die Berliner Vorort Elektrizitätswerke sowie an einen Güterbahnhof. Das war beides nützlich, denn zum einen konnte man so die gemeinsame Kohlenlieferung und zum anderen das warme Abwasser des Energieversorgers für das Vorwärmen des Badewassers nutzen.
In den 1920er-Jahren unterstützen Bürgerinitiativen die Pläne, eine zweite Schwimmhalle nur für Frauen zu errichten. Aufgrund der Wirtschaftskrise wurde daraus nichts. 1940 musste das Bad geschlossen werden. Es gab keine Kohlen. 1949 wurde das Bad zwar wiedereröffnet, Schäden, die durch den Krieg und Leerstand entstanden waren, konnten aber nicht behoben werden. Erst 1971 bis 1979 wurde das Bad instandgesetzt und 1988 das Hallengewölbe über dem Schwimmbecken saniert.
Als 2002 das Wasser abgelassen und das Bad geschlossen wurde, ging man noch davon aus, den 100. Geburtstag des Bades im frisch sanierten Zustand zu feiern. 2004 ging das Gebäude für einen symbolischen Euro an eine private Betreiberin mit der Auflage, es zu sanieren und als Schwimmbad wiederzueröffnen. Um das Geld dafür zu erwirtschaften, nutzte sie das Bad als Theater, Café und Event-Location und machte es in der Stadt bekannt. Genügend Geld warf der Kulturbetrieb jedoch nicht ab. 2014 ging das Stadtbad wieder an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die einen neuen Betreiber sucht.
Doch zu allererst sind Ideen gefragt, wie das ganze Gebäudeensemble wirtschaftlich betrieben werden kann. Die BIM und die Beuth-Hochschule für Technik gingen dazu eine Kooperation ein. Studenten der Universität entwickelten Vorschläge für eine neue Nutzung des Bades: Sie reichen von Kletterhalle über Kulturzentrum oder Kunsthaus, Abenteuerspielplatz oder Kongresszentrum bis hin zu einem Reha- oder Kurzentrum. Noch in diesem Monat will die BIM die Konzepte der Studenten bewerten und dann in einem Konzeptverfahren das Stadtbad vergeben. Das bedeutet, dass nicht der Meistbietende den Zuschlag erhält. Viel mehr soll das beste Konzept das Rennen machen, das dann auch noch wirtschaftlich sein sollte.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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