Martin Luther und das Judentum: Ausstellung in der Matthäus-Kirche

Die Schüler der Evangelischen Schule Steglitz gehörten zu den ersten Besuchern der Ausstellung. | Foto: K. Menge
2Bilder
  • Die Schüler der Evangelischen Schule Steglitz gehörten zu den ersten Besuchern der Ausstellung.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Steglitz. Das Verhältnis Martin Luthers zum Judentum steht im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Matthäus-Kirche in der Schloßstraße. Das jüdisch-evangelische Gemeinschaftsprojekt beleuchtet die Haltung der Kirche zum Judentum in den vergangenen Jahrhunderten bis heute.

Martin Luther hat ein schwieriges Erbe hinterlassen. In der Anfangszeit der Reformation hat er noch dafür plädiert, die Juden menschlich zu behandeln. Später hat er sie geschmäht und die Anwendung von Gewalt gegen sie gefordert.

Auch sein übriges Schrifttum lässt keinen Raum für jüdisches Leben. Alles Licht fällt auf die Seite des Evangeliums, alles Dunkel auf die jüdische Seite, symbolisiert vom Gesetz ohne Gnade. Das jüdische Selbstbild blieb bedeutungslos, obwohl Jesus, wie Luther anfangs betonte, „geborner Jude“ war.

Erst nach dem Holocaust haben die evangelischen Kirchen begonnen, sich dem lastenden Erbe von Luthers Judenfeindschaft zu stellen. Auf 16 Schautafeln wird in der akutellen Ausstellung das Verhältnis zwischen Kirche und Judentum historisch-chronologisch von der Antike über die Reformation bis zur Gegenwart dargestellt. Dabei kommen die jüdische und die christliche Perspektive jeweils gleichberechtigt zu Wort. „Mit der Ausstellung wird eine völlig neue Praxis der Zusammenarbeit bei historisch belasteten Themen zwischen Juden und Christen versucht“, erklärte Bildungs- und Kulturstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) auf der Eröffnungsveranstaltung. Die Ausstellung ist in ein gemeinsames Projekt der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und des jüdischen Touro-College Berlin. Das sei bisher einmalig in Deutschland, betonte die Stadträtin.

Die Ausstellung sei auch ein hervorragender Einstieg für das Reformationsjubiläum 2017 und würde einen wichtigen Beitrag für das respektvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen in Berlin leisten. „Ich bin froh, dass diese Ausstellung die Möglichkeit bietet, sich mit dem Judentum auseinanderzusetzen“, sagte Richter-Kotowski. Sie hofft, dass viele Interessierte in die Kirche kommen und sich die Ausstellung ansehen.

Zu sehen ist die Wanderausstellung bis Montag, 31. Oktober, täglich von 11 bis 15 Uhr. Führungen für Gruppen und Einzelpersonen können über die evangelische Matthäus-Kirchengemeinde, Schloßstraße 44,  791 90 44 oder per E-Mail an gemeinde@matthaeus-steglitz.de vereinbart werden. KM

Die Schüler der Evangelischen Schule Steglitz gehörten zu den ersten Besuchern der Ausstellung. | Foto: K. Menge
Bis zum 31. Oktober ist die Wanderausstellung zu Luther und das Judentum in der Matthäuskirche zu sehen. | Foto: K. Menge
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

37 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 100× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 51× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 461× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.062× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.