Kleiner Park hat jetzt einen Namen
Bezirk setzt Zeichen der Solidarität und benennt Grünanlage in Charkiw-Park
Der kleine Park hinter der Schwartz'schen Villa hat jetzt einen Namen: Charkiw-Platz. Damit will der Bezirk die langjährige Freundschaft zum ukrainischen Charkiw betonen. Aber es soll auch Anteilnahme gezeigt werden mit der Stadt, die im russischen Angriffskrieg immer wieder schweren Angriffen ausgesetzt ist.
„Mit der Benennung der Parkanlage im Herzen von Steglitz setzen wir ein Zeichen der Solidarität“, betont Bürgermeisterin Maren Schellenberg anlässlich der Namensgebung. „Viele Menschen aus Charkiw, vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche, sind aus ihrer Heimat geflüchtet und haben auch bei uns im Bezirk gastfreundliche und herzliche Aufnahme gefunden“, sagt Schellenberg. Dieser Park solle allen gewidmet sein: den Opfern, den Geflüchteten und jenen, die zu Hause ausharren oder zurückbleiben mussten. Es sei nur ein Symbol, aber Symbole wären wichtig in dieser Zeit, so die Bürgermeisterin.
Der Name Charkiw-Park steht aber auch für die enge und jahrzehntelange Verbundenheit mit der ukrainischen Stadt. Seit 32 Jahren besteht zwischen Bezirk und der im Nordosten der Ukraine gelegenen Stadt eine Städtepartnerschaft. Genau am 24. Oktober 1990 wurde sie begründet. In dieser Zeit haben zahlreiche gegenseitige Besuche stattgefunden und es sind viele Kontakte entstanden. Gerade in der heutigen Zeit hilft der Verein den Menschen in der Ukraine. Olga Pischel ist Vorstandsmitglied der Städtepartnerschaftsvereins. Sie hat zahlreiche Kontakte in ihre Heimatstadt Charkiw und berichtet über die Situation vor Ort: „Der Terror geht weiter. Die Menschen, die in der Stadt geblieben sind, kämpfen ums Überleben“, schildert sie. Von den rund 1,5 Millionen Einwohnern, die Charkiw einst hatte, sei nur ein Drittel geblieben, 285 Kinder wurden in diesem Krieg getötet. Sehr viele Menschen wurden verletzt und müssen in den Krankenhäuser behandelt werden. Der Städtepartnerschaftsverein unterstützt mit Medikamenten und Krankenhausbetten. Zudem wurde Geld für eine Sattelzugmaschine gespendet und eine Suppenküche eingerichtet. Und: „Es wird weitere Hilfe benötigt, um den Winter zu überleben“, sagt Pichel.
In Gedenken an die Opfer, die der Krieg bislang gefordert hat und noch fordern wird, hatte die Bezirksverordnetenversammlung im Mai beschlossen, einer Grünfläche in Steglitz den Namen „Charkiw-Park“ zu geben. Die Wahl fiel auf den kleinen Park an der Grunewald-, Ecke Rothenburgstraße. Einem weiteren Beschluss vom Juni zufolge wird am selben Ort des KZ-Überlebenden Borys Tymofijowitsch Romantschenko gedacht. Der 96-Jährige starb am 18. März 2022 durch einen russischen Raketenangriff auf das Charkiwer Wohngebiet, in dem er lebte. Nachdem er Zwangsarbeit in Nazi-Deutschland und die KZ Buchenwald und Bergen-Belsen überlebt hatte, wurde er nun ein Opfer des russischen Angriffskriegs. Ein kurzer Text informiert auf einer Erinnerungstafel über sein bewegtes Leben.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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