Die Grundschule in der Rothenburgstraße

Früher Finanzamt: Die Schrift über dem Eingang erinnert an die ursprüngliche Funktion der heutigen Grundschule in der Rothenburgstraße. | Foto: K. Menge
2Bilder
  • Früher Finanzamt: Die Schrift über dem Eingang erinnert an die ursprüngliche Funktion der heutigen Grundschule in der Rothenburgstraße.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Steglitz. "Kgl. Einkommensteuer-Veranlagungs-Kommission" steht im sperrigen Beamtendeutsch im Torbogen über der Eingangstür zur Grundschule Rothenburgstraße. Von den heutigen Schülern wird wohl kaum jemand dieses historische Relikt wahrnehmen.

Die "Königliche Einkommensteuer-Veranlagungskommission", später auch als Finanzamt bekannt, wurde im Jahr 1910-1911 von der Gemeinde Steglitz gebaut. Der dreigeschossige Verwaltungsbau entstand unweit des Rathauses am Fuße des Fichtenbergs direkt neben dem Mädchen-Gymnasium.

Charakteristisch waren die malerischen Dreiviertelsäulen, die mit Kratzputz verzierten Pilaster und allerlei Motive des Bauens um 1800. Die Gemeinde hatte mit dem Bau des Finanzamtes ihren eigenen Baumeister Hans Heinrich Müller betraut. Alle Werke, die Müller vor dem Ersten Weltkrieg realisieren konnte, zeugen von sicherem Gestaltungswillen und feiner Architektursprache. Nach seinen Entwürfen entstanden das Kraftwerk in der Birkbuschstraße, der Wasserturm auf dem Steglitzer Friedhof, die Schulen in der Rothenburg- und Gritznerstraße und nicht zuletzt das Schlossparktheater.

Allerdings leistete das Finanzamt in der Rothenburgstraße seine Amtsdienste nur recht und schlecht, während sich am südlichen Ende der Schloßstraße das Amt in einem Neubau der Nachkriegsmoderne etablierte. Vierzig Jahre lang bröckelte in dem Gebäude lediglich der Putz.

Die Rettung des Gebäudes geschah quasi aus der Not. Aufgrund der Umstrukturierung der benachbarten Schule als Ganztagsschule vor zehn Jahren gab es einen großen Bedarf an weiteren Betreuungseinrichtungen.

Das bedeutete für das ehemalige Amtsgebäude eine umfangreiche Sanierung. Die Geschossdecken mussten vor dem Umbau in Klassen- und Lehrerzimmer statisch ertüchtigt werden. Die Treppenhäuser mit ihren wilhelminischen Finanzamt-Dekor wurden denkmalgerecht restauriert. Heute dienen sie als Flucht- und Nebentreppenhäuser. Bei der Sanierung sind die für das Baudenkmal bedeutenden Details berücksichtigt und erhalten worden. Unter anderem wurde das Scraffito, also der Kratzputz, behutsam saniert. Ebenso wurden die Verbundfenster in den Erkern unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes wiederhergestellt.

Der Um- und Ausbau zur Schule dauerte rund sechs Jahre. Der Schulbetrieb konnte im Sommer 2013 starten. Lediglich die Gestaltung der Vorgärten auf der Straßenseite muss noch vollendet werden.

Quelle: Untere Denkmalschutzbehörde, Dr. Jörg Rüter. Alle Denkmale des Monats auf www.steglitz-zehlendorf.de/denkmalschutz.

Karla Menge / KM
Früher Finanzamt: Die Schrift über dem Eingang erinnert an die ursprüngliche Funktion der heutigen Grundschule in der Rothenburgstraße. | Foto: K. Menge
Früher Finanzamt, heute Grundschule. | Foto: K. Menge
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 163× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 484× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 453× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 884× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.