„Ich lasse mich von Viren nicht verwirren“
Dieter Hallervorden blickt mit großem Optimismus auf die neue Spielzeit des Schlosspark Theaters
Optimistisch und gut gelaunt eröffnete Intendant Dieter Hallervorden die Jahrespressekonferenz seines Schlosspark Theaters. Dabei muss er mit einer um 80 Prozent reduzierten Platzkapazität in die neue Spielzeit starten.
„Ich lasse mich von Viren nicht verwirren“, sagt Hallervorden und betont, dass er gewiss nicht „rum jammern“ werde. Er sei jemand, der die Sache optimistisch betrachtet. Und so freut er sich auf die neue Saison, die sich mit fünf neuen Eigenproduktionen, vier Wiederaufnahmen und zahlreichen Gastspielen, Konzerten, Kabarett-Programmen und Lesungen durchaus sehen lassen kann. Unter den Eigenproduktionen sind übrigens eine Uraufführung und zwei deutschsprachige Erstaufführungen.
Hallervorden und Bause in „Gottes Lebenslauf“
Derzeit steht das Zwei-Personen-Stück „Gottes Lebenslauf“, bei dem Hallervorden gemeinsam mit Peter Bause auf der Bühne steht, auf dem Spielplan. Im Oktober ist Brigitte Grothum in dem Solo-Stück „Ein deutsches Leben“ auf der Bühne zu erleben. Grothum spielt die Berlinerin Brunhilde Pomsel, die als Sekretärin für Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels arbeitete. Das Solo basiert auf einem Interview, dass Pomsel im Alter von 102 Jahren gab. Für Grothum ist es ein Geschenk, diese Frau zu spielen, die trotz ihrer Tätigkeit nichts von den Verbrechen der NS-Zeit gewusst haben will. Man frage sich: Lügt sie oder verdrängt sie? Hat sie wirklich nichts gewusst? Am Ende steht die Frage „Wie viel Pomsel ist in uns allen?“.
Die dritte Premiere findet mit mehmonatiger Verspätung statt. „Zwei wie Bonnie & Clyde“ sollte bereits im April aufgeführt werden. Dann kam Corona dazwischen. „Wir steckten mitten in den Proben, als diese verrückte Zeit losging“, erinnert sich Susan Sideropoulos, die in dieser Komödie an der Seite von Jan Sosniok auf der Bühne steht. Bis zuletzt hätten sie die Hoffnung gehabt, dass sie spielen können. Doch auf den Punkt zur Premiere kam der Lockdown. Um so mehr freuen sich die beiden jetzt, dass das Stück wieder auf dem Spielplan steht.
Inszenierungen in kleiner Besetzung
Alle Stücke sind mit kleiner Besetzung und somit auf das Hygienekonzept des Theaters abgestimmt. Sein Konzept hatte Hallervorden bereits im April dem Senat vorgestellt. Monate später sei es genauso genehmigt worden: Mit Abstandsregeln, nach denen nur noch 105 Plätze statt 473 Plätze zum Verkauf angeboten werden können.
Eine vorübergehende Schließung seines Hauses, die ihm von vielen Seiten aus Kostengründen angeraten wurde, sei für ihn nicht infrage gekommen. „Das ist nicht meine Philosophie“, betont Hallervorden. Kultur zu erhalten, sei gerade in diesen Zeiten von großer Bedeutung. Außerdem wolle er seine Angestellten nicht im Stich lassen, die seit vielen Jahren dabei sind.
Aufgeben keine Option
Wie lange würde er aber unter Coronabedingungen finanziell noch durchhalten können? „Zur Not greife ich in die eigene Tasche“, sagt er. „Aus Didi-Zeiten habe ich noch viel im Portemonnaie. Das Geld haben die Zuschauer eingespielt. Es ist also nur fair, etwas zurückzugeben.“ Darüber hinaus hat er die Schließung genutzt und das Foyer mit neuem Teppichboden auslegen lassen. Kosten: 20 000 Euro. Auch eine neue Tonanlage für 50 000 Euro habe er angeschafft. „Ich würde nicht investieren, wenn ich Konkurs anmelden wollte.“
Über die nächsten Vorstellungen und Inszenierungen bis Dezember gibt das neue Spielplanheft Auskunft. Es ist im Theater, in Theaterkassen und öffentlichen Einrichtungen des Bezirks erhältlich.
Mehr informationen zum Spielplan gibt es auch auf www.schlossparktheater.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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