Mit viel Herz und Phantasie
Einkaufszentrum Boulevard Berlin zeigt von Kindern gestaltete Mauer-Miniaturen
Die Berliner Mauer kennen Lilou, Luis, Feline und Lasse nur aus Erzählungen. In den vergangenen Monaten haben sie sich jedoch intensiv mit dem Thema Mauer und Mauerfall auseinandergesetzt. Sie gehören zu den Grundschülern, die sich an der Aktion „Kunst gegen Mauern“ beteiligten.
Schüler aus ganz Berlin haben sich in den vergangenen Monaten über die Berliner Mauer Gedanken gemacht und kleine Mauerteile kreativ gestaltet. Sie haben sie mit Bunt- oder Filzstift oder Tusche bemalt. Über 250 Mauersegmente en miniature sind derzeit in im Einkaufscenter in der Schloßstraße zu sehen. Die Motive sind sehr vielfältig. Lasse, Sechstklässler aus der Grundschule an der Bäke, hat zum Beispiel ein Herz gemalt – getrennt durch eine schwarze stachelige Rose. „Durch die Mauer wurden viele Familien getrennt“, erklärt der Elfjährige. Auf die andere Seite des Mauerteils hat er das Peace-Zeichen gemalt. Lilou aus der Zinnowald-Grundschule hat ein Zwillingspärchen gemalt, die durch die Mauer getrennt wurden. Auf jeder Mauerseite schaut eines der Mädchen auf die jeweils andere Seite durch ein Fenster. Auf dem Mauersegment von Lilous Mitschüler Luis ist ein trauriger Fernsehturm zu sehen und zwei Soldaten, die sich beschießen.
Wie das so war, mit einer Mauer mitten durch die Stadt zu leben und welche Unterschiede es auf beiden Seiten gab, haben die Kinder von ihren Eltern erfahren. Im Unterricht erzählten die Lehrer darüber. „Meine Eltern haben mir Fotos von damals gezeigt und mit der Klasse waren wir an der Eastside-Gallery“, sagt die elfjährige Feline. Auch sie ist Schülerin der Klasse 6b der Grundschule an der Bäke. „Die Kinder zeigten großes Interesse an diesem Thema“, sagt Rolf Irmer, Kunstlehrer der Schule. Er betreut mit einer Kollegin das Projekt an der Bäke-Grundschule. Jetzt sind die Lehrer sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Alle Mauerteile wurden bereits in der Schule ausgestellt. „Dass ihre Arbeiten jetzt in diesem großen Rahmen gezeigt werden, gefällt den Kindern sehr“, sagt Irmer.
Dass sein Projekt „Kunst gegen Mauern“ so eine große Öffentlichkeit bekommt, gefällt auch Lucas Wirths. Er hatte bereits 2012 die Idee dazu und startete zum 25. Jahrestag des Mauerfalls das Projekt fast im Alleingang. Zum 30. Jubiläum holte er sich Unterstützung. Die bekam er unter anderem von Stephani Bahlecke vom Kunst.Raum.Steglitz, den Berliner Abgeordneten Benedikt Lux (Grüne), Andreas Kugler und Matthias Kollatz (beide SPD) sowie Ralf Wieland. Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhaus ist Schirmherr des Projektes.
Carsten Paul, Centermanager des Boulevard Berlin, gefiel die Idee des Projektes so gut, dass er die Präsentation ausgewählter Mauerteile ermöglichte. Dass die Ausstellung zum Mauerfall ausgerechnet im Boulevard Berlin gezeigt wird, ist für ihn gar nicht abwegig. „Die Schloßstraße ist auch ein historischer Ort. Ganz in der Nähe, im Forum Steglitz, befand sich damals die Visum-Antragstelle. Hierher kamen die West-Berliner, wenn sie in die DDR einreisen wollten.“
Gleichzeitig zur Ausstellung „Kunst gegen Mauern“ ist die Wanderausstellung „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ zu sehen, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer gestaltet wurde. Beides ist bis zum 15. November im Atrium des Boulevard Berlin zu sehen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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