„Wir wollen bleiben!“
Energie-Museum droht das Aus
Seit fast einem viertel Jahrhundert gibt es das Energie-Museum Berlin. Auf dem geschichtsträchtigen Gelände des ehemaligen Heizkraftwerks Steglitz am Teltowkanal haben Ehrenamtliche eine riesige Sammlung rund um die historische Entwicklung der Energieversorgung Berlins zusammengetragen. Jetzt droht dem Museum das Aus. Was mit den rund 5000 Exponaten passiert, ist ungewiss.
Das, was die 130 Ehrenamtler im Laufe der Jahre zusammengetragen haben, ist zum Teil einzigartig: 150 Jahre alte Messgeräte, eine riesige 20 000-Watt-Glühlampe Baujahr 1954, ein Kolbenmanometer aus den 1960er-Jahren, aber auch Telefone mit Wählscheibe oder Kurbel, ein altes Grammophon aus den 1920er-Jahren, eines der ersten elektrischen Bügeleisen und ein alter Volksempfänger können auf vier Etagen bestaunt werden. Zudem geben verschiedene Bereiche Einblicke in die Geschichte der Kraftwerks- und Netztechnik. Auf Führungen wird den Besuchern auf unterhaltsame Weise auch naturwissenschaftliches Wissen vermittelt und anschaulich gezeigt, was vor und hinter der Steckdose passiert.
„Wir erfüllen auch einen Bildungsauftrag“, sagt Horst Kreye. Der 74-Jährige ist der 1. Vorsitzende des Vereins Energie-Museum Berlin, der 2001 von ehemaligen Bewag-Mitarbeitern gegründet wurde, um technische Sammlungen und Einzelstücke der ehemaligen Bewag zu bewahren. Im Gebäude am Teltowkanal, in dem sich bis 1994 eine Batteriespeicheranlage befand, fand der Verein eine Heimat. Jetzt droht der Rauswurf. Die Stromnetz Berlin plant, das Gebäude abzureißen und an diesem Standort einen neuen Netzknoten für Steglitz zu errichten. Bis Mai 2025 muss der Verein seine Ausstellung räumen. Alternativ könnte das benachbarte Gebäude genutzt werden.
Das Angebot von Stromnetz hat allerdings einen Haken. Die Räumlichkeiten in dem denkmalgeschützten Haus müssten saniert werden. Kostenpunkt: rund zwei Millionen Euro. Das ist für die Ehrenamtlichen nicht zu stemmen. „Unsere Führungen sind kostenlos. Wir finanzieren uns hauptsächlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge“, sagt Kreye. Besonders ärgerlich: Schon vor zwei Jahren wurde dem Verein das Gebäude als zukünftiger Museums-standort in Aussicht gestellt. Damals hieß es noch, dass er das Haus in saniertem Zustand übernehmen könnte.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Kreye und stellt klar: „Wir wollen bleiben“. Er und sein Team hoffen auf eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können und die dazu beiträgt, ein wichtiges Stück Energiegeschichte Berlins zu retten und zu erhalten. Kommt es zu keiner Lösung, müsste ein großer Teil der Exponate verschrottet werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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