Erinnerungen wach halten: Stolperstein-Initiative verlegt neue Steine und sucht Paten
Steglitz. In der Steglitzer Feuerbachstraße wird mit zehn Stolpersteinen an jüdische Mitbürger erinnert, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Am Donnerstag, 12. Mai, sind die Messingsteine vom Kölner Künstler Gunter Demnig vor den Hausnummern 9, 13 und 23 verlegt worden.
Angelika Hermes von der Friedenauer Stolperstein-Initiative hat sich für die Verlegung von sieben Steinen in der Feuerbachstraße engagiert. Sie erinnern vor der Feuerbachstraße 9 an Siegfried Kniebel und Minna Epstein; vor der Feuerbachstraße 13 an Markus, Ester, Eva und Malli Klausner und vor der Feuerbachstraße 23 an Dorothea Jacoby.
Drei Stolpersteine wurden von Studierenden der Freien Universität veranlasst. Vor der Hausnummer 9 erinnern sie an Lea Blimka Buck, Moses David Buck und Julius Salo Buck.
Unterstützt wurden sie vom Netzwerk Erinnerungskultur im Kirchenkreis Steglitz. Unter der Leitung von Pfarrerin Katrin Rudolph ermöglicht das Netzwerk mehrmals im Jahr die Verlegung von Stolpersteinen und hilft Interessierten dabei, die sich als Stolperstein-Paten engagieren wollen.
„Meistens melden sich ältere Frauen, die Patenschaften über Stolpersteine übernehmen“, sagt Angelika Hermes. Nachdem sie selbst inzwischen über 50 Stolpersteine verlegt hat, kümmert sich die Juristin im Ruhestand mittlerweile um Recherche und Gewinnung von Paten für die Verlegung weiterer Steine.
Versiert im Aktenstudium hat sie vor drei Jahren in ihrer Schöneberger Straße begonnen, Biografien von deportierten und ermordeten Juden zu recherchieren. Seitdem arbeitet sie sich Straße für Straße bis nach Steglitz vor. Per Aushang in den jeweiligen Mietshäusern informiert sie über die früheren Bewohner und ruft zu Patenschaften auf. Auch dieses Mal ist es ihr gelungen, jeweils eine Patin für die sieben Steine zu finden.
„Paten können sich auf die verschiedenste Weise engagieren. Einerseits können sie selber recherchieren, sie können aber auch einen Stein finanzieren oder mit einer Spende die Finanzierung unterstützen“, erklärt Hermes. Die Patenschaften sind ein wichtiges Mittel, Erinnerungen wach zu halten. „Je mehr Menschen darüber wissen und sich damit beschäftigen, desto stärker ist die Erinnerung“, stellt die Stolperstein-Aktivistin fest. Durch die intensive Auseinandersetzung mit einer Biografie baue sich eine besondere Beziehung zu diesem Menschen auf, sagt Hermes. Manchmal würden auch Kontakte zu Angehörigen der Opfer entstehen, die in einigen Fällen zur Verlegung eines Steines angereist kämen. Es sind aber auch Paten willkommen, die sich um die Pflege und Säuberung der Stolpersteine kümmern.
„Wir wollen, dass mehr Engagement entsteht und sich Menschen verantwortlich fühlen. Wir hoffen, dass beim Putzen der Steine auch die Daten darauf gelesen werden. Das sind zwar nur wenige Informationen, aber selbst die können viel erzählen. Und Interesse wecken“, sagt Angelika Hermes. KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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