Mordend durch die Erbfolge
In „Adel verpflichtet“ stehen die beiden Hallervordens gemeinsam auf der Bühne
Mit „Adel verpflichtet“ inszeniert das Schlosspark Theater eine schwarze Komödie nach britischer Vorlage. Erstmals steht neben Dieter Hallervorden auch Sohn Johannes Hallervorden auf der Bühne in Steglitz. Freunde von Albernheiten und Klamauk werden wohl auf ihre Kosten kommen.
Victor Lopez (Otto Beckmann), Sohn einer Adligen und eines mexikanischen Straßenmusikers, sitzt im Kerker und wartet auf seine Hinrichtung. Den Mord an Lionel (Tommaso Cacciapuotti), dem Mann seiner Geliebten, hat er zwar nicht begangen, wohl aber seine nächsten Verwandten auf skurrilste Weise um ihr Leben erleichtert. Während er auf den nächsten Morgen wartet, erzählt er seinem Henker (Oliver Nitsche) – der sehr an den von Victor gebrauchten Mordwaffen interessiert ist – seine Lebensgeschichte. Wegen der unkonventionellen Heirat seiner Eltern von den adligen Verwandten ignoriert, wächst Victor in ärmlichen Verhältnissen auf. Auch um seiner Jugendliebe Sibella (Annika Martens) zu imponieren, beschließt er, selbst Graf zu werden und seine Verwandten aus dem Weg zu räumen, die in der Erbfolge vor ihm stehen.
Vorlage für das vom Autorenduo „Dogberry & Probstein“ inszenierte Stück ist Roy Hornimans Roman „Israel Rank: The Autobiography of a Criminal“. Bekanntheit erlangte die Geschichte vom mordenden Adelssprössling jedoch durch die Verfilmung von 1949. Der britische Schauspieler Alec McGuiness, bekannt als Earl of Dorincourt aus „Der kleine Lord“, verkörpert darin alle acht Adligen, die zur Strecke gebracht werden müssen. McGuiness' vielfach gelobte schauspielerische Leistung trug nicht wenig dazu bei, den Ruf Großbritanniens als Mutterland der schwarzen Komik zu zementieren. Auf der Steglitzer Bühne teilen sich Dieter und Johannes Hallervorden die Rollen der nacheinander getöteten Verwandten. Britische Maßstäbe können hier wahrlich nicht geltend gemacht werden. Während Hallervorden Senior unleugbar Talent für Klamauk hat, fallen seine Schauspielkollegen eher durch überspitzte Mimik und Hysterie auf. Einzig durch den schnellen Szenenwechsel und die absurden Kostüme – Dieter Hallervorden tänzelt etwa als stotternder Stummfilmdarsteller in römischer Toga über die Bühne – gewinnt die Handlung an Fahrt.
Wer sich an plumpen Witzen nicht stört und über flache Figurenkonzeptionen hinwegsehen kann, verlebt im Schlosspark Theater einen kurzweiligen Abend. Fans des seit beinahe elf Jahren wieder geöffneten Hauses kommen schließlich, um den Alltag herzhaft lachend hinter sich zu lassen. Beim Anblick von Dieter Hallervorden mit Rauschebart oder Johannes Hallervorden als lüsterne Beichttante Ughtretta scheint die Realität da draußen doch ziemlich weit entfernt.
„Adel verpflichtet“ ist noch bis zum 20. Oktober immer dienstags bis sonntags im Schlosspark Theater zu sehen. Karten gibt es per Mail an kasse@schlossparktheater.de oder unter Telefon 78 95 66 71 00.
Autor:Julia Hubernagel aus Prenzlauer Berg |
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